Dabei seien die oberen Bahnsteige des Hauptbahnhofs eigens für den ICE konzipiert wurden, sagt Christfried Tschepe vom Fahrgastverband Igeb. Sie werden aber künftig nur noch von Regionalzügen, S-Bahnen und zwei IC-Verbindungen – nach Warschau und nach Amsterdam – angefahren. Diese Züge halten auch weiterhin am Zoo und am Ostbahnhof.
Bahnmanager Ingulf Leuschel weist die Kritik zurück und spricht von „wirtschaftlichen Ursachen“ für die Planungsänderung: Wenn die ICE-Züge aus Richtung Hamburg, die bisher im West-Ost-Verkehr noch über Zoologischer Garten und Ostbahnhof fahren, künftig über Spandau und Jungfernheide durch den Nord-Süd-Tunnel zum Hauptbahnhof verkehrten, seien sie vier Minuten schneller als bisher. Aber, so wiegelt Leuschel ab, entschieden sei über die neue Streckenführung noch nicht.
Tschepe wiederholt auch seine Kritik, dass alle, die am Hauptbahnhof in den ICE steigen wollen, längere Anfahrtzeiten in Kauf nehmen müssten, da der Hauptbahnhof nur unzureichend an das Nahverkehrsnetz angeschlossen sei. Dadurch ergäben sich längere Gesamtreisezeiten. Schließlich gebe es weder Busse zum Hauptbahnhof noch ausreichend U-Bahn-Kapazitäten. Die U 55 soll als Stummellinie nur bis zum Brandenburger Tor fahren – mit gerade mal zwei Waggons.
Vom Ostbahnhof zum Beispiel gelange man nur mit der S-Bahn zum Hauptbahnhof, sagte Tschepe. Bei Bauarbeiten oder Betriebsstörungen gebe es keinerlei Ausweichmöglichkeiten im öffentlichen Verkehrsnetz. Für den Ostbahnhof und die Geschäfte und Dienstleistungsbetriebe, die sich in den vergangenen Jahren dort und in der Umgebung angesiedelt haben, bedeuteten die Pläne der Bahn einen deutlichen Standortnachteil. Im Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg wusste man bis gestern nichts von den überraschenden Planungsänderungen der Bahn. Dort geht man weiter davon aus, dass der Ostbahnhof auch künftig von ICE-Zügen angefahren wird.