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Züge fallen aus

26.10.2017

Frau Nikutta, warum haben Sie die U5 geschrumpft?
Berlin - Bitte durchtreten. Und zusammenrücken! Berlins U-Bahnen werden immer voller. Nun fallen auch noch Wagen aus, klagen Fahrgäste der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Züge sind kürzer als gewohnt, Fahrten fallen aus. „Wir haben eine Fahrzeugkrise“, sagte Jens Wieseke vom Berliner Fahrgastverband IGEB. Nun erklärt die BVG, wo die Probleme liegen.

Ein Mitstreiter Wiesekes hat sich die U5 zwischen Hönow und Alexanderplatz genauer angeschaut. Ergebnis: Teilweise vergingen zwischen den Fahrten bis zu 15 Minuten, ein Drittel der Wagen fehlte. Ärgerlich sei, dass die BVG die Probleme „totgeschwiegen“ habe: „Keine Laufschrift ,unregelmäßiger Zugverkehr’, keine Ansagen, keine Tweets“.

Berlins U-Bahn fährt am Rand ihrer Kapazität. Auch auf der U3 rollen viele Kurzzüge, von der U9 werden ebenfalls Ausfälle gemeldet. Wieseke: „Die U-Bahn ist immer weniger in der Lage, den Alltagsbetrieb abzuwickeln.“

Von 2007 bis 2016 stieg die Zahl der U-Bahn-Fahrgäste um 17 Prozent – trotzdem wurde die Flotte im selben Zeitraum um 68 auf 1244 Wagen reduziert. Auf den Linien U1 bis U4 sind die Züge mittlerweile im Durchschnitt 30 Jahre alt, auf den anderen Strecken 27,6 Jahre. Es wurde gespart – und das bekommen die Fahrgäste zu spüren.

Ab 2021 soll die U-Bahn-Flotte aufgestockt werden

Inzwischen kann der Betrieb leicht aus dem Lot kommen. „In der letzten Woche hatten wir wieder verstärkt Graffiti-Anschläge“, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz „Am 19. Oktober war mit einer über 300 Quadratmeter verdreckten Fläche hauptsächlich die U9 betroffen. Zwei Tage später ging es mit verstärkten Graffiti-Anschlägen auf der U9 und U6 weiter. Im Kleinprofil sind aktuell zwölf Wagen aus diesem Grund nicht einsetzbar.“

Ein weiteres Problem: Im Herbst fällt Laub, auf den Gleisen bilden sich Schmierfilme. Beim Anfahren und Bremsen drehen Räder durch, Flachstellen sind die Folge. Züge müssen in die Werkstatt.

Zwar hat die BVG Wagenreserven aufgebaut: je nach Liniennetzteil 20 oder 25 Prozent, sagte BVG-Chefin Sigrid Nikutta. Doch die „alten Schätzchen“ brauchen viel Zuwendung.

Auf der U5 soll sich die Lage Mitte Dezember entspannen. Ab 2021 werde die U-Bahn-Flotte aufgestockt: Die BVG will bis zu 1050 Wagen ordern. Das Vergabeverfahren läuft, teilte Nikutta mit.

Autor/Agentur: Peter Neumann
Quelle: Berliner Kurier
Medium: Tageszeitung
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