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So antwortet die BVG den Sneaker-Kritikern

11.01.2018

Die limitierten BVG-Sneaker von Adidas, die als Jahreskarte im Nahverkehr in Berlin Gültigkeit haben, sind seit 36 Stunden der "Talk of Town" im Netz. Während die grandiose Produktidee in der Werber-Community gefeiert wird, gibt es von Seiten des Berliner Fahrgastverbands aber auch Kritik.
Stein des Anstoßes ist die in die Zunge des Schuhs eingearbeitete BVG-Jahreskarte. Denn: Das Ticket, das bis Ende des Jahres Gültigkeit hat, gilt nur in Bussen, Straßenbahnen und der U-Bahn, nicht aber in S-Bahn und Regionalverkehr. "Hier wird der Verbundgedanke für einen billigen Marketing-Gag ad absurdum geführt", sagt Jens Wieseke vom Berliner Fahrgastverband Igeb gegenüber der Berliner Morgenpost.

In der Berliner Zeitung gab Wieseke gar zu Protokoll, dass die BVG Geld verschenke, Fahrgäste mit Handicap diskriminiere und den Verbundtarif "in skandalöser Weise" aufweiche. Zudem liege der Preis von 180 Euro erheblich unter dem des Sozialtickets, für das Sozialhilfeempfänger 27,50 Euro im Monat zahlen müssten. Zum Vergleich: Ein Jahresticket im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg VBB gibt es online ab 761 Euro. Beim VBB ist man zwar auch nicht unbedingt amused, in der Morgenpost bezeichnete Unternehmenssprecherin Elke Krokoswki den BVG-Sneaker aber als "begrenzte Marketingaktion, die zulässig ist".
Bei der BVG sieht man den Vorwürfen des Fahrgastverbands gelassen entgegen. Gegenüber HORIZONT Online betont Unternehmenssprecherin Petra Reetz, dass es sich bei den Sneakern um nicht mehr als einen kleinen Werbegag handelt. "Man darf das alles nicht so ernst nehmen", so Reetz. Zudem habe die BVG das Jahresticket als sogenannten Haustarif neu angemeldet - unter Zustimmung des VBB. Das bedeutet, dass die BVG die Regeln für die Gültigkeit der Fahrkarte selbst bestimmen darf. So hat das Unternehmen beispielsweise festgelegt, dass die Fahrgäste den Schuh auch wirklich in der Bahn tragen müssen, damit er als Ticket gültig ist. "Natürlich erwarten wir nicht, dass jemand das ganze Jahr über die Sneaker trägt." Vielmehr rechne man damit, dass die Schuhe bei den meisten stolzen Besitzern gleich in die Sammlervitrine wandern werden.

Auch wenn man bei der BVG kein großes Aufhebens um die clever geplante Aktion machen will, so ist das Unternehmen doch stolz auf das Getöse in den sozialen Netzwerken und die große Reichweite, die letztlich positiv auf die Marke einzahlen. "Es gab noch keinen Sneaker, der Berlin zum Thema hatte. Und die BVG ist eben Berlin, das wissen die Menschen hier auch."

Wenn die Sneaker am kommenden Dienstag in den freien Verkauf gehen, wird das Social-Media-Team der BVG laut Reetz natürlich vor Ort sein, um die Story, die jetzt schon als große Erfolgsgeschichte für die Marke gilt, weiterzuerzählen. Bei dem Unternehmen ist man sich sicher, dass Sneaker-Sammler schon ab Montagnachmittag für das Objekt der Begierde anstehen und alle 500 Paar nach wenigen Stunden vergriffen sein werden. Eine Neuauflage der Schuhe wird es bei den strikten Limitierungsregeln von Adidas-Sondermodellen übrigens nicht geben.

Autor/Agentur: Tim Theobald
Quelle: Horizont
Medium: Wochenzeitung
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