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Mängel in der Infrastruktur

12.03.2018

Warum es bei der S-Bahn so oft zu Signalstörungen kommt
Fahrgäste der S-Bahn konnten es in der letzten Zeit oft erleben: Zugausfälle, Verspätungen und in Folge überfüllte S-Bahnen. Die Erklärung lautet häufig: Signalstörung. Doch was bedeutet das eigentlich genau?
Rund 340 Kilometer lang ist das Netz der Berliner S-Bahn. 16 Linien decken 166 Bahnhöfe ab, einen Teil davon in Brandenburg. Natürlich kommt es bei dieser Mammutaufgabe auch immer wieder mal zu Störungen. Aber in letzter Zeit häufen sich Signalstörungen, bemängelt auch der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg, der die S-Bahn kontrolliert.

Doch der Fahrgast werde daraus nicht schlau, bemängelt Jens Wieseke, stellvertretender Vorsitzender des Berliner Fahrgastverbandes IGEB. Eine Signalstörung sei nur ein Sammelbegriff für vielfältige Probleme: "Die letzten Wochen waren bei der Berliner S-Bahn nicht erfolgreich. Das wichtigste Problem seit vielen Jahren sind Mängel in der Infrastruktur, darüber hinaus hat DB Netze die Infrastruktur nicht so im Griff, wie es sein sollte."

Stellwerkstechnik mit "Tücken"

DB Netze, eine Tochter der Deutschen Bahn, verantwortet die Infrastruktur der Berliner S-Bahn: also Gleise, Kabel, Stellwerke, Leitungen – und damit eben auch Signalstörungen. Die S-Bahn Berlin GmbH wiederum kümmert sich um die Züge, Zugführer und Bahnhöfe. Kein Wunder, dass es zu Kommunikationsproblemen komme, sagt Wieseke. So müsse beispielsweise die S-Bahn-Leitstelle in Schöneweide bei Signalstörungen gemeinsam mit der Leitstelle der DB Netze in Halensee eine Lösung suchen.

Dazu kommt die Aufgabe, die Stellwerke, Gleise und Signalanlagen zu überwachen. Die Ältesten sind noch aus den 1920er-Jahren. Sie werden nach und nach elektronisch umgerüstet und mit einer neuen Zugsicherungstechnik bestückt. Doch habe diese neue Stellwerkstechnik "auch ihre Tücken", meint Jens Wieseke. Gerade in der Anlaufphase funktioniere einiges nicht richtig. Schwierig sei auch, "dass diese Stellwerkstechnik nicht auf Zuwachs ausgelegt ist. Wenn man also sagt, man will mehr Züge dorthin fahren lassen, dann reicht das nicht."

Einsatzmöglichkeiten für alte S-Bahnen werden weniger

Und es gibt noch mehr Probleme: Alte Züge müssen umgerüstet werden und stehen deshalb nicht für die Flotte zur Verfügung. Außerdem könnten ältere Züge nur mit alten Stellwerken kommunizieren, nicht mit den modernisierten, kritisiert der Berliner Fahrgastverband. Die Folge: Die Einsatzmöglichkeiten für alte S-Bahnen werden immer kleiner. Das sieht Jens Hebbe, Regionalbereichsleiter Ost der DB Netze, genauso: "Es ist richtig, dass ein Teil der S-Bahn-Fahrzeugflotte das neue Zugsicherungssystem nicht erhält. Dadurch entstehen Einschränkungen im Einsatz, die Züge sind nicht flexibel auf jeder Strecke einsetzbar."

Jetzt soll es mal rucken im System

Bislang sind zwei Drittel aller Stellwerke modernisiert, bis 2025 soll die Aufgabe abgeschlossen sein. Erst im Jahr 2023 soll ein Schwung neuer Züge ins System kommen. Bis dahin könnten die Signalstörungen zunehmen, warnt der Verkehrsverbund Berlin Brandenburg. Geschäftsführerin Susanne Henckel mahnt zur Eile: "Wir fänden es jetzt langsam an der Zeit, dass mit hohen Personalkapazitäten diese Umrüstung sehr schnell funktioniert und nicht über die nächsten Jahre gezogen wird, sondern es jetzt mal ruckt im System."

Allerdings könne man der S-Bahn und DB Netze auch nicht alles ankreiden, sagt Henckel. Zum Beispiel, wenn Kabel gestohlen oder bei Bauarbeiten beschädigt werden. Auch das kommt häufiger vor.

Autor/Agentur: Bettina Meier
Quelle: rbb
Medium: Fernsehen
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