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Verkehrssenatorin erhöht Druck auf die Berliner S-Bahn

26.04.2018

Wegen Zugausfällen und Verspätungen
Seit Sonntag heißt es wieder warten: Die Züge der Berliner S-Bahn kommen zu spät oder fallen ganz aus. Grund sind Signalstörungen. Doch Verkehrssenatorin Günther will das nicht länger gelten lassen - der "suboptimale Zustand" müsse endlich beendet werden.
Wegen immer neuer Ausfälle und Störungen bei der Berliner S-Bahn sieht Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos) dringenden Handlungsbedarf. "Uns allen ist klar, und meines Erachtens auch der S-Bahn, dass es so nicht weitergehen kann", sagte Günther am Donnerstag im Abgeordnetenhaus. Der "suboptimale Zustand" sei den Kunden nicht mehr zuzumuten und müsse schnellstmöglich behoben werden.

Günther droht mit millionenschweren Vertragsstrafen

Der Senat sei mit der S-Bahn GmbH und der DB Netz AG im Gespräch, um ein Maßnahmenpaket zu schnüren. Dabei gehe es um ein Investitionsprogramm, aber auch um mehr Personal. "Wir werden Mitte/Ende Mai ein Gesamtpaket vorstellen mit der S-Bahn zusammen, um hier auf einen besseren Weg zu kommen", kündigte Günther an.

Wenn die S-Bahn Leistungen nicht erbringe, würden Vertragsstrafen in Millionenhöhe fällig, ergänzte sie. Ihr wäre aber lieber, wenn die Leistungen vertragsgemäß im Sinne der Kunden erbracht würden, so Günther.

Wieder zahlreiche Verspätungen und Ausfälle

Auch in dieser Woche müssen die Fahrgäste der Berliner S-Bahn wieder zahlreiche Verspätungen und Zugausfälle in Kauf nehmen. So fuhren die Züge wegen einer Signalstörung zwischen den Bahnhöfen Friedrichstraße und Hauptbahnhof am Mittwoch auf Sicht - und somit entsprechend langsamer als gewöhnlich. Betroffen waren die Linien S3, S5, S7 und S9. Und bereits am Nachmittag kam es zwischen Neukölln und Hermannstrasse zu einer weiteren Störung. Die Folge waren Verspätungen und Ausfälle auf den Linien S41, S45, S46 und S47.

Auch am vergangenen Wochenende hatte es zahlreiche Behinderungen gegeben. So fuhren am Sonntagabend von 17.30 Uhr an auf dem südlichen und westlichen Ring überhaupt keine Züge mehr. Grund waren Arbeiten an der Sicherungstechnik, wie die S-Bahn mitteilte.

"Seit vielen Jahren Mängel in der Infrastruktur"

Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB), in dessen Auftrag die S-Bahn fährt, reagierte verärgert. Die Auswirkungen der wiederholten Signalstörungen seien für die betroffenen Fahrgäste "eine einzige Zumutung", sagte VBB-Sprecherin Elke Krokowski am Mittwoch.

Auch Jens Wieseke, stellvertretender Vorsitzender des Berliner Fahrgastverbandes IGEB, sieht die jüngste Entwicklung bei der S-Bahn kritisch - denn "Signalstörung" sei nur ein Sammelbegriff für vielfältige Probleme: "Die letzten Wochen waren bei der Berliner S-Bahn nicht erfolgreich. Das wichtigste Problem seit vielen Jahren sind Mängel in der Infrastruktur, darüber hinaus hat DB Netze die Infrastruktur nicht so im Griff, wie es sein sollte", sagte Wiesecke Mitte März dem rbb.

S-Bahn Berlin - seit 2009 fast permanent in der Krise

Der Ärger mit der S-Bahn gehört inzwischen zu den Berliner Dauerbrennern. Vor allem im Winter hat die S-Bahn regelmäßig Probleme, ihren Fahrplan aufrecht zu erhalten. Mit voller Härte bekamen das die Fahrgäste zum ersten Mal 2008 zu spüren, als es mit Einbruch der kalten Jahreszeit zu umfangreichen Ausfällen kam.

Am 1. Mai 2009 begann dann die eigentliche S-Bahn-Krise, von der viele Experten sagen, dass sie bis heute nicht überwunden ist. An diesem Tag entgleiste im Bahnhof Kaulsdorf eine S-Bahn der Baureihe 481. Grund war ein Radscheibenbruch. Ende Juni zog das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) einen Großteil der S-Bahn-Flotte aus dem Verkehr, weil die Kontrollen an Rädern und Achsen nicht vorschriftsgemäß erledigt wurden. Der Verkehr brach weitgehend zusammen, nur noch 165 der 632 Viertelzüge waren überhaupt einsatzbereit. Die S-Bahn sprach von einer "Fahrzeugkrise", die durch "herstellerbedingte Fahrzeugmängel und Managementfehler" verursacht worden sei.

Autor/Agentur: rbb – Nachrichten
Quelle: rbb
Medium: Fernsehen
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