Bleibt theoretisch noch die U8 als Alternative. Allerdings fuhren im Vorjahr am Kottbusser Tor die Züge aus Sicherheitsgründen bereits ab 11 Uhr ohne Halt durch. Später ist davon auszugehen, dass auch die nahe gelegenen Stationen Moritzplatz und Schönleinstraße wegen Überfüllung geschlossen werden müssen. Wer den Andrang in den vergangenen Jahren schon einmal erlebt hat, kann die Entscheidung nachvollziehen.
»Perfekt wird man die Sperrzeiträume niemals hinbekommen«, sagt Jens Wieseke, Sprecher des Berliner Fahrgastverbands IGEB. Aber: »Die Koordination von Bauterminen lief schon mal wesentlich besser.« Hier sei Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne) gefordert, ihren Einfluss geltend zu machen. »Vielleicht trägt das aber sogar zu einer Entzerrung der Besucherströme bei«, glaubt er. Anlass der U1-Sperrung ist die Sanierung etwa 100 Jahre alter Brücken sowie der Austausch 40 Jahre alter Gleise. Auch in den kommenden beiden Jahren wird die Kreuzberger Hochbahn wegen Bauarbeiten gesperrt werden.
Immerhin können sich die Kreuzberger auf mehr Kapazität freuen. Nach Abschluss der Bauarbeiten wird die bisher am Nollendorfplatz endende U3 im Fünf-Minuten-Takt bis zur Warschauer Straße verlängert. Zwischen 6.30 Uhr und 19.45 fahren dann alle drei bis vier Minuten Züge auf dem gemeinsamen Abschnitt. Die U1 kommt dafür nur noch alle zehn Minuten, eine Halbierung des Angebots zwischen Wittenbergplatz und Uhlandstraße. Von 6 Uhr bis mindestens 21.30 Uhr, am Wochenende noch länger, fahren dann alle fünf Minuten Züge auf der Hochbahn. Spätabends und nachts endet die U3 von Krumme Lanke kommend am Nollendorfplatz - wie gehabt. Nach Angaben der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) sollen auch auf der U-Bahn nach Dahlem Sechswagenzüge zum Einsatz kommen. Das wäre eine deutliche Verbesserung für die Studenten der Freien Universität. Derzeit fahren wegen Fahrzeugmangels meist nur Kurzzüge mit vier Waggons.