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Ostbahn abgehängt?

31.08.2018

Verkehrsplan enthält keinen Zeitplan für den Ausbau der Strecke
Potsdam (MOZ) Die Zuglinie von Berlin über Müncheberg und Seelow nach Kostrzyn gilt als „die bislang erfolgreichste und nachfragestärkste Linie im Schienenverkehr zwischen Berlin-Brandenburg und Polen“. So steht es im neuen Nahverkehrsplan auf Seite 14. Aber wird sie auch so behandelt? Nein, sagen die Bündnisgrünen im Landtag und der Fahrgastverband Igeb.

Das Leid der Pendler auf der Strecke ist derzeit groß. Die Züge bieten viel zu wenig Platz und fahren nur einmal pro Stunde. In den kommenden Jahren soll nun sukzessive die Platzkapazität in den Zügen von 280 auf 420 erhöht werden. Außerdem soll die Ostbahn künftig in Berlin-Ostkreuz starten beziehungsweise enden, nicht mehr in Lichtenberg. Zweifellos gute Nachrichten für Pendler, aber das war es dann vermutlich auch an Verbesserungen für eine sehr lange Zeit.

Weder im Zeitfenster ab 2022 noch in jenem, das im Plan unter dem Titel „i2030“ geführt wird, taucht die Ostbahn auf. Dabei wird in der Region seit Jahren vehement ein 30-Minuten-Takt gefordert. Im Nahverkehrsplan heißt es lediglich vage, dass „mittelfristig“ der zweigleisige Ausbau und die Elektrifizierung erforderlich seien.

In den Augen des bündnisgrünen Verkehrsexperten Michael Jungclaus geht das gar nicht. Er kritisiert, dass die Ostbahn nicht Bestandteil der von Brandenburg, Berlin und der Bahn gemeinsam entwickelten i2030-Liste ist, „obwohl Ministerin Kathrin Schneider die Bedeutung dieser Strecke immer wieder herausgestellt hat“. Mit „i2030“ wurden wichtige Zukunftsprojekte definiert, deren Planung man schon jetzt anschieben wolle.

Das Fazit von Jungclaus: „Der Ausbau in Richtung Polen wird weiter stiefmütterlich behandelt. Das steht im Widerspruch zu den Zielen des Landesentwicklungsplans. Klar ist doch: Wo keine Bahn fährt, entwickelt sich auch nichts. Und das betrifft dann die Region als Ganzes.“

Steffen Streu, der Sprecher des Verkehrsministeriums, hält dagegen. Für den Ausbau der Ostbahn brauche man den Bund und die Deutsche Bahn als Mitspieler. So weit sei man noch nicht. „Wir machen das, was geht“, sagt er mit Blick auf die Nahverkehrsentwicklung insgesamt. Dass es keine Jahreszahl als Ziel für den Ausbau der Ostbahn gibt mag unbefriedigend sein, so Streu. „Aber es bedeutet nicht, dass die Strecke hinten runter fällt.“

„Na, was denn dann?“, empört sich Jens Wieseke vom Fahrgastverband Igeb als er das hört. „Die Ostbahn muss in den Plan i2030 rein, damit wir dort wenigstens ab 2025 einen 30-Minuten-Takt haben.“ Der bisherige Umgang mit der Strecke im Nahverkehrsplan sei „ärgerlich“ und zeige, dass die Bedeutung des Verkehrs nach Ostbrandenburg und nach Polen immer noch unterschätzt werde.

Für die Einrichtung eines 30-Minuten-Taktes brauche man im Übrigen überhaupt keine Vereinbarung mit Bund und Bahn, so Wieseke. „Dafür reicht es, wenn an der Strecke Ausweichmöglichkeiten für die Züge geschaffen werden.“ Ein zweigleisiger Ausbau und die Elektrifizierung seien ebenfalls notwendig, aber bis 2025 sicherlich nicht zu machen. Wieseke ergänzte, dass es auch beim ersten Streckenabschnitt der Ostbahn schneller vorangehen müsse. „Strausberg muss von Berlin mit der S-Bahn im Zehn-Minuten-Takt erreichbar sein.“

Autor/Agentur: Mathias Hausding
Quelle: Märkische Oderzeitung
Medium: Tageszeitung
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