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Doch keine atonale Musik für alle

27.08.2018

Musik als Mittel gegen ungebetene Bahnhofsgäste in Berlin
In Berlin sollte an einem S-Bahnhof atonale Musik eingesetzt werden, um unliebsame Gäste vom Bahnhof zu vertreiben. Nach zahlreichen Protesten macht die Bahn nun einen Rückzieher.
Der Generalsekretär des Deutschen Musikrates, Christian Höppner sah es als unsäglichen Versuch der "Instrumentalisierung von Musik im öffentlichen Raum" und als "eine Diskriminierung der Komponistinnen und Komponisten, gleich welche Stilrichtung". Nach seinem und weiteren Protesten nimmt die Deutsche Bahn nun wieder Abschied vom Plan, mit atonaler Musik ungebetene Gäste vom Berliner S-Bahnhof Hermannstraße zu vertreiben. Wie die Berliner Morgenpost berichtet, wurde die Entscheidung nach einem Protestkonzert des Vereins Initiative Neue Musik Berlin am S-Bahnhof getroffen.

Der atonale Musikeinsatz in Form einer Dauerbeschallung war als ein Pilotversuch geplant, der im September beginnen sollte und war Teil eines Qualitätsprogrammes, mit dem die S-Bahn kundenfreundlicher werden wollte. „Zielgruppe“ des atonalen Musikeinsatzes im Neuköllner S-Bahnhof war in erster Linie die Trinkerszene, deren Existenz die Aufenthaltsqualität am Bahnhof laut Bahn minderte. Da der Musikauswahl auch andere Fahrgäste ausgesetzt sind, hielt auch der Berliner Fahrgastverband Igeb den Plan für ungeeignet.

Vorbild Hamburg

Die Idee, mittels Musik ungeliebte Gäste zu stören und damit aus bestimmten Gebäudeabschnitten fern zu halten, ist seit Jahren im Einsatz. Im Hamburger Hauptbahnhof wird seit dem Jahr 2000 vorwiegend Mozart oder Vivaldi eingesetzt, um Obdachlose und Drogenabhängige zu vertreiben. Auch in London und Leipzig wird Musik an den dortigen Bahnhöfen zu ähnlichen Zwecken instrumentalisiert. In Tokios U-Bahn wird hingegen Chopins Klaviermusik zur Beruhigung der Fahrgäste eingesetzt.

Autor/Agentur: SWR2 Musik
Quelle: SWR
Medium: Fernsehen
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