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Nahverkehr: Fahrpreise steigen um drei Prozent

24.07.2003

Verkehrsverbund passt Tarife für Busse und Bahnen zum 1. August an - Weitere Steigerungen diskutiert
Vom 1. August an werden Fahrten in Bussen und Bahnen in der Region um durchschnittlich drei Prozent teurer. Dann tritt die bereits im März vom Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) beschlossene "Tarifanpassung" in Kraft. Günstiger werden lediglich Tages- und Kleingruppenkarten.

"Nach zwei Jahren Tarifstabilität werden die Preise im gesamten Verbundgebiet nur moderat, das heißt entsprechend der Inflationsrate, angehoben", wirbt VBB-Sprecherin Ingrid Kudirka um Verständnis. Im Zuge der Euro-Einführung Anfang 2002 habe es sogar eine Absenkung der Fahrpreise um ,5 Prozent gegeben.

Die BVG, mit 165 Omnibus-, 28 Straßenbahn- und neun U-Bahnlinien größtes Unternehmen im Tarifgebiet, verweist auf Preissteigerungen beim Treibstoff und bei den Energiekosten. Wie bei jedem Wirtschaftunternehmen müsse ein Teil dieser Kosten auf die Kunden umgelegt werden. Zudem sehe das mit dem Senat verabredete Sanierungskonzept einen jährlichen Anstieg der Fahrentgelte um etwa drei Prozent vor.

Doch selbst innerhalb des Senats gab es im Vorfeld der Tariferhöhung Streit. So hatte Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) auf höhere Preise gesetzt, um die Einnahmesituation der notorisch defizitären BVG zu verbessern. Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) forderte die jährlich mit 420 Millionen Euro bezuschussten Betriebe hingegen auf, ihre Einnahmen durch mehr Fahrgäste zu steigern.

Im VBB-Aufsichtsrat stimmte Strieder der jetzigen Tariferhöhung schließlich unter der Maßgabe zu, dass die BVG bis zum Sommer ein neues Tarifkonzept vorlegt. Ergebnis sind die Überlegungen zum elektronischen Ticket und zur kilometergenauen Fahrpreisabrechnung ab dem Jahr 2006, die das Unternehmen Anfang Juli präsentierte. Hier zeigt sich jedoch bislang insbesondere die S-Bahn skeptisch. Grund sind die dann notwendigen Millionen-Investitionen in elektronische Lesegeräte, die das gesamte Tarifgebiet abdecken müssten.

Für den Fahrgastverband Igeb sind die Diskussionen um das E-Ticket zunächst einmal reine Zukunftsmusik. "Spannender ist die Frage, wie sich die Tarifdiskussion bis zur wohl nächsten Erhöhung Mitte 2004 entwickelt", sagt Igeb-Vize Christfried Tschepe. So diskutieren BVG und S-Bahn bereits eine zweistufige Verteuerung des Schülertickets von derzeit noch 23 Euro im Monat auf 30,60 Euro im Jahr 2006. Und die erst vor zwei Jahren eingeführte Geschwisterkarte soll wegen angeblicher Verluste in diesem Bereich ganz abgeschafft werden. Wie Verkehrssenator Strieder befürchtet der Fahrgastverband, dass die Verkehrsbetriebe im Jugendsegment wichtige Kunden vergraulen könnten. "Durch das günstige Schülerticket werden potenzielle Stammkunden doch schon früh auf elegante Art an den öffentlichen Nahverkehr herangeführt", sagt Tschepe. Aus Fahrgastsicht positiv sei die erstmalige fünfmonatige Umtauschfrist für alte Fahrscheine. "Das haben wir schon lange gefordert - bisher vergeblich."

Insgesamt seien die Preise im öffentlichen Nahverkehr in den vergangenen Jahren viel stärker als die allgemeinen Lebenshaltungskosten gestiegen, moniert der Fahrgastverband. "Und im bundesweiten Vergleich liegen die Berliner Tarife im oberen Bereich", sagt Igeb-Vorstand Tschepe.

Autor/Agentur: Guido Hartmann
Quelle: Die Welt
Medium: Tageszeitung
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