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Gesperrte Bahnstrecke: Brauchen Züge nach Berlin bald drei Stunden?

28.02.2008

Durch die dreimonatige Vollsperrung der Schnellstrecke zwischen Hamburg und Berlin im Frühjahr 2009 (wir berichteten) wird sich nach Schätzung von Bahnexperten die Fahrzeit der Züge wesentlich verlängern, als bisher von der Bahn angegeben. Die Direktverbindung zwischen den beiden Metropolen, die täglich von mehr als 10 000 Reisenden genutzt wird und erst im Dezember 2004 eröffnet worden war, wird von März bis Juni 2009 saniert, weil mehrere Zehntausend zerbröselnde Schienenschwellen ausgetauscht werden müssen. Während die Bahn davon ausgeht, dass sich die Reisezeit durch die Umleitung der Züge über Uelzen und Stendal von 90 Minuten auf zwei Stunden erhöht, halten Verbraucherverbände diese Planungen für "äußerst ambitioniert". Karl-Peter Naumann von Pro Bahn: "Da muss schon jede Anbindung optimal klappen, damit die Fahrt nach Berlin nicht doch länger als zwei Stunden dauert." Jens Wieseke vom Berliner Fahrgastverband Igeb rechnet sogar mit einer Reisedauer von mehr als drei Stunden. "Der Qualitätszuschlag, den die Bahn für ihre Paradestrecke von ihren Kunden kassiert, muss während der Bauarbeiten wegfallen." Ein Nadelöhr sei die eingleisige Strecke zwischen Stendal und Uelzen, die nur für 160 Kilometer pro Stunde ausgebaut sei. "Dort werden die ICE definitiv Zeit verlieren, weil sie auf den Gegenzug warten müssen", sagt Wieseke. Zwischen Uelzen und Hamburg könnten die Züge immerhin mit Tempo 200 unterwegs sein. "Aber auf der dann gesperrten Direktverbindung erreichen sie normalerweise eine Geschwindigkeit von bis zu 230 Kilometern pro Stunde."

Die Bahn weist die Vorwürfe als "unseriöse Spekulationen selbst ernannter Experten" zurück. Noch stehe kein "minutenscharfer Fahrplan" fest.

Bereits in diesem Jahr ist die ausgelastete Strecke laut einem Bahnsprecher für einige Tage komplett gesperrt: Vom 28. Mai bis 6. Juni und vom 21. bis 29. September werden Fernzüge Richtung Berlin umgeleitet. Grund sei der Bau einer neuen Brücke.

Autor/Agentur: vas
Quelle: Hamburger Abendblatt
Medium: Tageszeitung
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