500 000 Fahrgäste waren seit Mittwoch wegen des BVGStreiks jeden Tag auf die S-Bahn umgestiegen. Doch die fährt ab Montag nur noch mit einem Notfahrplan (siehe Kasten), auf manchen Linien nur jede Stunde. Wie sollen die Millionen Menschen aus Berlin und dem Umland nur zur Arbeit kommen? „Mit dem Fahrrad“, sagt Angestellte Bärbel Mießner (48). Die Chefsekretärin steigt am Montag schon um 6.30 Uhr in Karlshorst auf ihren Drahtesel, um pünktlich um 8 Uhr am Alex bei der Arbeit zu sein.
So wie sie werden es Zehntausende andere Berliner machen. Zum Glück wird ihnen Petrus am Montag hold sein. Norbert Becker-Flügel vom privaten Wetterdienst MC Wetter sagt trockenes Wetter bei milden 12 bis 13 Grad voraus. Ab Dienstag allerdings soll es regnen ...
Viele, vor allem Menschen aus dem Umland, werden aber ins Auto steigen müssen, um zur Arbeit zu kommen. Verkehrsexperten rechnen im Berufsverkehr mit völlig verstopften Straßen, durch die weder Taxis, Krankenwagen oder die Feuerwehr ohne Probleme kommen. Andere sehen einen deutlichen Anstieg von Verkehrsunfällen in Berlinvoraus.
Peter Jagst von der Verkehrsunfall-Einsatz-Dokumentation Berlin/Brandenburg: „Wir befürchten nicht nur ein Verkehrschaos in Berlin, sondern auch vermehrt Verkehrsunfälle. Viele Arbeitnehmer sind im Stadtverkehr ungeübt, weil sie ihren Arbeitsweg teilweise über Jahre per Bahn oder Bus erledigten. Sie werden mit der Situation überfordert sein.“
Chaotische Verhältnisse erwartet auch der Fahrgastverband Igeb. „Bahn und Gewerkschaften rasen wie Stiere aufeinander zu, und der Fahrgast steht dazwischen“, sagte Vize- Chef Jens Wieseke. „Wenn auch die S-Bahn nicht mehr fährt, ist die Schmerzgrenze deutlich überschritten.“ Hoffen wir lieber, dass sich die Streithähne am Wochenende vielleicht doch wieder beruhigen ...