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Berliner sind stinksauer!

07.03.2008

Der BVG-Streik in der Hauptstadt läuft auf Hochtouren. Doch viele Berliner sind von der Arbeitsniederlegung nicht sonderlich begeistert. Im Gegenteil: Sie sind stinksauer!
Peter A. (35): „Von wegen Notfahrplan und die Busse fahren im 30-Minuten-Takt. Alles Lüge! Ich nutze die Buslinie M 29. Doch die Ersatzbusse fahren nicht. Man steht sehr lange an der Bushaltestelle und es kommt kein Bus.“

Bis zu 500.000 Fahrgäste waren in den vergangenen Tagen wegen des BVG-Streiks auf die S-Bahnzüge ausgewichen. Die meisten waren im Berufsverkehr völlig überfüllt und bei zahlreichen S-Bahnhöfen herrscht totales Chaos! „Die Bahn-Mitarbeiter an den S-Bahnstationen sind völlig entnervt und pöbeln die Leute an, die noch gerade so in die Bahn springen wollen“, so Franziska Gertz (20).

Ab Montag könnte dann der bisher nicht betroffene S-Bahn-Verkehr in der Hauptstadt auch noch zum Erliegen kommen. Die Lokführergewerkschaft GDL hat angekündigt, bei ihrem Arbeitskampf die Hauptstadt nicht zu verschonen.

Inga Frenser (30): „Mein Kindermädchen, das auf meinen kleinen Sohn aufpasst, ist auf die S-Bahn angewiesen. Wenn auch die S-Bahn streikt, muss sich meine Mutter Urlaub nehmen und extra aus Bremen anreisen!“

Falls auch die S-Bahnen ausfallen, „wird es sehr hoch hergehen, und die Schmerzgrenze für die Fahrgäste deutlich überschritten“, so Jens Wieseke, stellvertretender Vorsitzender des Berliner Fahrgastverbandes IGEB. „Ich erwarte chaotische Verhältnisse. Bahn und Gewerkschaften rasen wie Stiere aufeinander zu und der Fahrgast steht dazwischen. Der Streik gehe nur zu Lasten der Berliner“, so Wieseke weiter.

Kein Bus, keine U-Bahn, keine Tram und bald auch keine S-Bahn! Wer sich dennoch mobil fortbewegen will und kein Auto hat, muss sich ein Taxi nehmen und blechen: „Bis zur Schule meiner Tochter ist es ein sehr weiter Weg. Ich kann ihr nicht täglich 15 Euro für ein Taxi geben. Schließlich muss ich mit Hartz IV auskommen“, sagt ein aufgebrachter Vater.

Manch einer kann sich zwar ein Taxi leisten, bekommt aber keins! Die Taxi-Stände sind leer und der Taxi-Ruf meistens besetzt: „Ich warte heute schon seit einer Stunde auf ein Taxi“, sagt eine wütende Frau, die aus Italien nach Berlin gereist ist. Sie ist Ausstellerin auf der Internationalen Tourismus-Börse, die derzeit auf dem Messegelände stattfindet. Bereits am Mittwoch musste sie zwei Stunden auf ein Taxi warten. „Ich bin sehr enttäuscht“, sagt sie.

Schadet der BVG-Streik dem Image der Hauptstadt?

Hanns Peter Nerger, Geschäftsführer der Berlin Tourismus Marketing GmbH: „Wir können davon ausgehen, dass der Streik das durchgängig positive Image der deutschen Hauptstadt nachhaltig beschädigt.“

Autor/Agentur: ???
Quelle: Bild
Medium: Tageszeitung
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