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BVG: Dieses Jahr schon fast 500 Beschwerden über Kontrolleure

29.07.2004

Der Student Markus Schulz hat BVG-Kontrolleure wegen Köperverletzung bei einer Fahrscheinkontrolle in der Straßenbahn abgezeigt, die Kontrolleure beschuldigen ihrerseits ihn. Wie berichtet, erlitt der 29-Jährige bei einer Begegnung mit zwei Kontrolleuren am Freitagmorgen einen komplizierten Armbruch und liegt noch immer im Krankenhaus.

Offenbar ist die Auseinandersetzung kein Einzelfall: Immer wieder beschweren sich Fahrgäste über Kontrolleure in Bus, Straßen- und U-Bahn. Um auch die Kontrolleure besser kontrollieren zu können, haben die Verkehrsbetriebe das dafür vorgesehene Personal im Herbst 2003 von zuvor 15 auf nun 80 aufgestockt. "Seitdem haben die Beschwerden abgenommen", so BVG-Sprecher Klaus Watzlak.

Täglich würden zurzeit, so Watzlak, 40 000 Fahrgäste in Bussen, U- und Straßenbahnen kontrolliert. Drei bis sechs Prozent von ihnen seien Schwarzfahrer. Werden Kontrolleure von ihren "Oberkontrolleuren" bei rabiatem Verhalten beobachtet, gibt es Berichte, Gespräche und wenn nötig auch disziplinarische Maßnahmen - bei den 180 BVG-eigenen Kontrolleuren ebenso wie bei den etwa 300 Mitarbeitern der eingesetzten Fremdfirmen. Zwischen Januar und Juni dieses Jahres, so Watzlak, gab es insgesamt 74 Beschwerden über BVG-Kontrolleure und 400 über Mitarbeiter der Fremdfirmen.

Eine Ursache für das oft rustikale Vorgehen besonders des BVG-fremden Kontrollpersonals sieht der Berliner Fahrgastverband Igeb im Prämiensystem der in der "Arbeitsgemeinschaft BVG" zusammengefassten Firmen. Prämien werden je nach Zahl der geschnappten Schwarzfahrer gezahlt. Die Igeb registriert jedoch derzeit nach den Höhepunkten im vergangenen Sommer und Herbst sowie im April/Mai 2004 ebenfalls eine Abnahme der Beschwerden.

"In den vergangenen Wochen meldete sich bei uns niemand, insgesamt gab es 2004 bisher ein Dutzend Beschwerden speziell über Kontrolleure", sagt Jens Wieseke, stellvertretender Igeb-Vorsitzender. Ein Problem sei dabei der Übergang vom städtischen Tarifbereich B zum äußeren Bereich C. Dort würden meist Fahrgäste "rausgefischt", die sich nicht auskennen. Aber auch viele Kontrolleure würden nicht alle Tarifbestimmungen kennen und sich öfter zu Unrecht aufregen. Daher müsse das Personal unbedingt noch besser geschult werden.

Die Berlin Tourismus Marketing GmbH registriert ebenfalls einen Rückgang der Zahl der Beschwerden seit dem vergangenen Frühjahr: "Zwar haben wir keine konkreten Zahlen, aber in unserem Kummerkasten ist, ebenso wie bei den mündlichen Beschwerden, viel weniger aufgelaufen als noch im April", so Pressesprecherin Natascha Kompatzki. Alle Beschwerden würden, so Kompatzki, an die BVG weitergeleitet.

Autor/Agentur: Gabi Zylla
Quelle: Die Welt
Medium: Tageszeitung
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