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Teuer verbunden - bei der BVG kostet die Auskunft künftig Geld

18.12.2005

Neue Details aus dem Sparprogramm der Verkehrsbetriebe
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) planen einen neuen Tarif - diesmal für ihren telefonischen Auskunftsdienst. Wer im Call Center anruft und sich dort von einem Mitarbeiter beraten lässt, muss dafür vom nächsten Jahr an Geld bezahlen. "Nach der Fußball-Weltmeisterschaft wollen wir unser Call Center umstellen", sagte die BVG-Sprecherin Petra Reetz. Dann wird für persönliche Auskünfte nicht nur wie bisher die Telefongebühr fällig, sondern auch ein Betrag für die BVG. Allerdings soll es für Kunden, die für eine Fahrplanauskunft kein Geld zahlen wollen, weiter ein Angebot geben: Ein Computer mit automatischer Ansage liefert künftig die gewünschten Informationen.

Viele Berliner wissen es längst: Unter der Telefonnummer 19 449 gibt die BVG rund um die Uhr Fahrplanauskünfte, Tarifinformationen und andere Tipps. Doch der Service ist aufwändig: Für den Betrieb dieses Auskunftsdienstes muss die BVG jährlich mehr als vier Millionen Euro aufwenden. So betrugen die internen Kosten einer einzigen Fahrplanauskunft bislang 3,50 Euro. Inzwischen hat die BVG die Ausgaben gesenkt. Zwar nehmen weiterhin Mitarbeiter die Anfragen entgegen, aber die Ansage der Verbindungen wird seit dem 24. März von einem Sprachcomputer übernommen. So können sich die Call-Center-Beschäftigten rascher dem nächsten Anrufer zuwenden. Denn vor der Neuerung waren nur 30 Prozent der Anrufer sofort durchgekommen - ein schlechter Wert.

Im nächsten Jahr will die BVG die Kosten weiter verringern. "Im Prinzip soll es so werden wie bei der Bahn", so Reetz. Dort gibt es für Gratis-Fahrplanauskünfte einen Computer. Wer aber nicht sehr exakt Deutsch spricht, trifft zuweilen auf Verständnisprobleme. Persönliche Auskünfte gibt es bei der Bahn unter 118 61. Pro Sekunde werden anfangs drei Cent fällig, nach der Weiterleitung zum Fahrkartenkauf kostet jede angefangene Minute dann noch 39 Cent. "Wie viel solche Auskünfte bei der BVG kosten werden, steht noch nicht fest", teilte Reetz mit.

"Was die BVG plant, ist nicht zeitgemäß", kritisierte Jens Wieseke vom Fahrgastverband Igeb. "Kundenorientierung wird immer wichtiger. Wir werden den Fahrgästen raten, die S-Bahn anzurufen. Ihr Kundentelefon ist gratis."

Auch anderswo müssen Kunden des Landesunternehmens Abstriche beim Service hinnehmen. Wie berichtet hat die BVG Verträge mit privaten Verkaufsstellen gekündigt, weil die Erträge den Aufwand nicht decken. Darum bieten viele Kioske nun keine Tickets mehr an. Zudem ist die Zahl der BVG-eigenen Schalter seit 2003 von 84 auf 73 gesunken.

Um zu sparen, kürzt die BVG auch ihre Verkehrsleistung - also die Zahl der Kilometer, die all ihre Busse und Bahnen zurücklegen. 2002 waren die Verkehrsmittel der BVG insgesamt 262 Millionen Kilometer unterwegs. Dieses Jahr werden es 239,9 Millionen Kilometer sein, antwortete der Senat auf eine Anfrage der Abgeordneten Claudia Hämmerling (Grüne). Die BVG sagte, dass die Kürzung dem Vertrag mit dem Land nicht widerspräche - er schreibe nur die Gesamtleistung bis Ende 2007 vor. Diese Vorgabe werde eingehalten.

Autor/Agentur: Peter Neumann
Quelle: Berliner Zeitung
Medium: Tageszeitung
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