Pressekonferenz vom 30. Mai 2000

S-Bahnhof Tegel: Fünf Jahre ohne Bus
Hallo BVG, der S-Bahn-Boykott ist vorbei!

Am 28. Mai jährte sich zum 5. Mal das Datum der Wiederinbetriebnahme des S-Bf Tegel. Und seit ebenfalls 5 Jahren ist dieser wichtige S-Bahnhof de facto ohne BVG-Busanschluß. Nicht weniger als 5 Buslinien fahren am S-Bahnhof Tegel regelrecht vorbei, ohne jedoch akzeptable Umsteigemöglichkeiten zu bieten. Daran hat auch die Verlängerung der S-Bahn nach Hennigsdorf vor anderthalb Jahren nichts geändert.

Anfang Mai haben sich der Baustadtrat von Reinickendorf, Dr. Wegner, und der Berliner Fahrgastverband IGEB an einen Tisch gesetzt und über die verfahrene Situation nachgedacht. Denn bisher scheiterten alle Planungen zur besseren Anbindung des Bahnhofs unter anderem daran, daß die BVG bisher Maximalforderungen aufgestellt hat, die Umbauten in Höhe von ca. einer Million im Straßenland erforderlich machen und gleichzeitig ca. 80 Parkplätze kosten würden. Das ist utopisch, denn der Bezirk Reinickendorf hat im Jahr nur 3 Millionen DM für Straßenbaumaßnahmen zur Verfügung und außerdem besteht im Zentrum Tegel eine starke "Stellplatzlobby". Hintergrund für die zähe Position der BVG ist, daß sie kein Interesse hat, ihre Buslinien mit dem S-Bf Tegel optimal zu verknüpfen. Sie befürchtet, möglicherweise Fahrgäste von der U 6 (BVG) an die S 25 (S-Bahn Berlin GmbH) zu verlieren. Ein Zustand, der an den fatalen S-Bahn-Boykott erinnert und endgültig in die Mottenkiste der Kalten-Kriegs-Nostalgie gehört.

Vorschlag des Baustadtrates ist kurzfristig realisierbar
Übereinstimmend stellten Baustadtrat Dr. Wegner und die IGEB fest, daß besonderer Handlungsbedarf zur Anbindung der Buslinie 133 an den S-Bf Tegel besteht. Für die Bewohner im Einzugsgebiet aus dem Bereich Heiligenseestraße wie auch Tegel-Süd besteht bisher keine Umsteigemöglichkeit zur S-Bahn. Das neue Einkaufszentrum am Borsig-Turm ist auch nicht an den S-Bahnhof angebunden. Herr Dr. Wegner hat daher vorgeschlagen, die Buslinie 133 in Richtung Norden von der Berliner Straße über die Grußdorfstraße, Buddeplatz (Vorplatz des S-Bf Tegel), Buddestraße und Bernstorffstraße zum U-Bf Alt-Tegel zu führen. In der Gegenrichtung könnte die Fahrt vom U-Bahnhof Alt-Tegel über Bernstorffstraße, Buddestraße, Buddeplatz und Brunowstraße führen. Wie die Haltestellen am Buddeplatz angeordnet werden, wird noch untersucht.

Unser Vorschlag für eine veränderte Linienfügrung der Buslinie 133 im Bereich Ortskern Tegel
Lageplan

Das einzige Problem stellt ein kurzer Abschnitt der Brunowstraße im Bereich des Buddeplatzes dar, der z. Zt. als Einbahnstraße ausgewiesen ist. An dieser Stelle müßte die Einbahnstraßenrichtung umgekehrt werden. Gleichzeitig würden ca. 12 Querparkplätze in ca. 5 Längsparkplätze umgewandelt werden. Der Verlust wäre also vertretbar. Mit dieser "kleinen" Lösung wäre zwar die Umsteigesituation noch nicht für alle relevanten Linien verbessert, aber immerhin wäre schon kurzfristig und ohne nennenswerte Investitionen ein Schritt in die richtige Richtung getan. Jetzt hoffen der Reinickendorfer Baustadtrat und die IGEB, daß dieser Vorschlag nicht durch die BVG zerredet wird.

Die S-Bahn Berlin GmbH unterstützt diesen Vorschlag ausdrücklich, denn sie verspricht sich eine weitere Steigerung der Fahrgastzahlen in diesem Bereich. Bewährt sich die neue Linienführung für den 133er, so wünscht sich die S-Bahn Berlin GmbH, daß die übrigen Tegeler Buslinien 120, 124, 125 und 222 ebenfalls näher an den S-Bf Tegel herangeführt werden. Dieser Wunsch ist verständlich und wird von der IGEB im Interesse der Fahrgäste unterstützt.

Wir hoffen, daß die Senatsverkehrsverwaltung mit dem frischen Wind der neuen Staatssekretärin Frau Krautzberger ebenfalls die Busanbindung unterstützt. Denn nach 5 Jahren, in denen viel geredet wurde, sich in der Sache aber für die Fahrgäste nichts verbessert hat, scheint ein leichter Druck seitens des ÖPNV Aufgabenträgers wohl nötig, um die BVG hier zur Aufgabe der Blockadehaltung zu bewegen.

Matthias Horth, Stellv. Vorsitzender
Jens Wieseke, Abt. Stadtverkehr
Florian Müller, Abt. S-Bahn und Regionalverkehr

© Berliner Fahrgastverband IGEB e.V.