Pressedienst vom 3. März 2002

Führungswechsel beim VBB als ersten Schritt zur Reform nutzen

Man hätte es dem VBB-Aufsichtsrat nicht zugetraut, dass er einmal klotzt und, wenn auch spät, sich für die Trennung von Uwe Stindt entschied.

Befürworter stellen fest, Stindt habe den VBB „nach vorn“ gebracht; einverstanden, gemessen an der Tatsache, dass es den Verbund vorher nicht gab, können wir uns dieser Expertise anschliessen. Im Bewusstsein der Fahrgäste ist der VBB jedenfalls noch nicht angekommen.

Ein Verkehrs- und Tarifverbund in der Region Berlin ist unverzichtbar!

Nach der Wende und noch bevor es den VBB gab, stiess die seinerzeit freiwillige „Tarifgemeinschaft Berlin und Umgebung“ (TBU) auf große Akzeptanz. Allein für diesen Bereich sollten sich laut Einigungsvertrag die Länder Berlin und Brandenburg auf einen Verkehrsverbund einigen.

Der Verbundraum ist zu groß!

Er geht über die tatsächlichen räumlichen Verflechtungen hinaus. Der Verbund ist nicht nur im Bereich Berlin-ABC sondern auch in Brandenburg erforderlich. Im Gebiet des VBB gibt es unterschiedliche Verflechtungsräume, die zum Teil nur marginal korrespondieren. Anstelle der zwanghaften Eingliederung des Lausitzer Verbundes ZÖLS in den VBB hätte besser ein Überlappungstarif zweier benachbarter Verbünde stehen sollen. Auch die Einbindung der Uckermark und der Prignitz in einen Verbund mit dem Großraum Berlin produziert einen erheblichen Aufwand an verwaltung und Technik, erfasst jedoch die Bedürfnisse in diesen Räumen kaum.

Kaum ein Fahrgast identifiziert sich mit dem VBB!

Somit stellt die die Frage nach der Notwendigkeit dieser Verbundgesellschaft in der jetzigen Form. Einerseits hat die Verbundgesellschaft keinen klaren Auftrag und andererseits gibt es keine für den Fahrgast spürbaren Ergebnisse. Die Verbundgesellschaft hat neben dem Missmanagement auch einen im Bundesdurchschnitt überdimensionierten Personalbestand. Die Tatsache, dass der VBB seine ureigensten Aufgaben mit Millionenaufwand durch externe Institute erledigen lässt, gibt deutliche Hinweise auf die fachliche Inkompetenz in diesem Verbundapparat.

Die IGEB appelliert Die politisch Verantwortlichen müssen jetzt nicht nur eine anstehende Personalentscheidung treffen sondern diese Situation zur völligen Reformierung des VBB und der Verbundgesellschaft nutzen!

Die IGEB schlägt vor:

1. Statt einer Reform des VBB nunmehr eine Reorganisation des Verbund- und Tarifsystems in und um Berlin einerseits und in den verschiedenen Regionen Brandenburgs andererseits umzusetzen. Diese möglichen selbstständigen kleineren Verbünde in Brandenburg sowie den angrenzenden Ländern müssen selbstverständlich durch Anschluss- und Übergangstarife miteinander verknüpft werden, wie zum Beispiel zwischen dem VRR im Ruhrgebiet und dem VRS im Rheinland.

2. Für die Verbundgesellschaft sind klare Aufgaben zu definieren. Sollten die Länder sich jedoch beispielsweise die Aufgabenträgerschaft weiterhin selbst vorbehalten, so sollte der VBB als Vertrag aber nicht als Gesellschaft weiter existieren.

3. Bei der Wahl des zukünftigen VBB-Geschäftsführers ist eine den Aufgaben in der Metropolenregion Berlin gewachsener Manager zu verpflichten und dabei vielleicht einmal das Parteibuch als Joker aussen vor zu lassen.

4. Der Personalbestand ist in der Verbundgesellschaft um mindestens zwei Drittel zu reduzieren und dafür stärker Aufträge an die zahlreichen Hochschulen, Institute und Planungsbüros in der Stadt und im Verbundgebiet zu vergeben.

5. Der Aufsichtsrat ist zu reformieren. Nicht die Anzahl der Gebietskörperschaften sondern die Einwohnerzahl ist zur Grundlage des Stimmenverhältnisses zu machen. Ferner müssen in dieses Gremium mehr Fachleute und Kundenvertreter eingebunden werden um zu fachlich fundierten Entscheidungen zu gelangen.

6. Wie in anderen Ländern und Verbünden bereits umgesetzt, ist dringend wieder ein Fahrgastbeirat beim VBB einzurichten und dessen Aufgaben und Befugnisse gesetzlich zu regeln. Vor die Lösung dieser Fragen sollten die Länder jedoch die Frage der zwingenden Notwendigkeit dieses Verbundes stellen. Die Regionalisierungsmittel werden immer knapper und sollten daher in den öffentlichen Nahverkehr und nicht in „Wasserköpfe“ fliessen.

gez. Gerhard J. Curth Vorsitzender

© Berliner Fahrgastverband IGEB e.V.