Pressedienst vom 31. Juli 2003

Geringe Kaufkraft - Hohe Fahrpreise

Berliner Fahrgastverband IGEB befürchtet daher, dass BVG und S-Bahn trotz der relativ moderaten Fahrpreisanhebungen Fahrgäste verlieren werden

Höhere Preise ab 1.8.2003 für Bahnen und Busse in Berlin (und Brandenburg). Das ärgert die Fahrgäste. BVG und S-Bahn GmbH argumentieren demgegenüber, dass die Fahrgäste zufrieden sein könnten, weil die Fahrpreise in Berlin durchschnittlich nur um gut 3% angehoben werden. Da die letzte Preiserhöhung zwei Jahre zurückliegt, sei das sehr wenig, für die Verkehrsbetriebe ei-gentlich zu wenig.

Die Verkehrsbetriebe haben Recht - und doch ist das nur die halbe Wahrheit. Denn das Tarifniveau in Berlin ist bereits so hoch, dass auch eine moderate Erhöhung kaum verständlich ist. Warum zahlen die Berliner Fahrgäste mehr als diejenigen in anderen Städten? Bei aller Vorsicht, die bei Tarifvergleichen geboten ist und die deshalb viele Fußnoten erfordert, zeigt die beigefügte Tabelle doch, dass das Preisniveau in Berlin insgesamt am höchsten ist. Verschärft wird diese Diskrepanz noch dadurch, dass zugleich in Berlin die durchschnittliche Kaufkraft der Bevölkerung (Angaben pro Person und Jahr, Quelle FOCUS-Ausgabe vom 7.7.2003) am niedrigsten ist:

 

Vor diesem Hintergrund und wegen der vor allem beim Bus bereits erfolgten und für S- und U-Bahn angekündigten Angebotseinschränkungen befürchtet der Berliner Fahrgastverband IGEB, dass so mancher Fahrgast die Fahrpreiserhöhung zum Anlass nimmt, auf die Angebote von BVG und S-Bahn GmbH künftig zu verzichten.

Doch nicht nur über die Höhe, auch über die Struktur des Tarifsystems in Berlin muss diskutiert werden. So sollte z.B. bei den Zeitkarten die Differenzierung in "Standard" und "Premium" abgeschafft und der Kurzstreckenfahrschein mit Haltestellenzählverpflichtung durch den 1-Stunden-Fahrschein ersetzt werden. Einfachere Tarife wären verständlicher und würden die Kosten der Verkehrsbetriebe senken. Der Berliner Fahrgastverband IGEB begrüßt daher, dass BVG und S-Bahn hierzu dem Verkehrssenator am 30.6. ein Konzept vorgelegt haben. Bedauerlicherweise wurde aber nur der unabgestimmte Vor-schlag für ein elektronisches Ticket mit entfernungsabhängiger Einzelabrechnung in die Öffentlichkeit gegeben. IGEB lehnt eine solche Entwicklung entschieden ab und fordert, dass zu allen anderen Vorschlägen schnellstens eine öffentliche Information und Diskussion erfolgt.

Anlage: Vergleich der wichtigsten Verkehrstarife einiger Großstädte

Christfried Tschepe
Stellvertretender Vorsitzender
Matthias Horth
2.Stellvertretender Vorsitzender

© Berliner Fahrgastverband IGEB e.V.