Pressemitteilung vom 20. November 2003

Streit Senat / Bahn auf dem Rücken der Fahrgäste

Berliner Fahrgastverband IGEB fordert Fahrplankorrektur am Bf Charlottenburg

Seit dem 24. Februar 2003 fahren auf der wichtigen Strecke Berlin-Charlottenburg - Berlin Zoologischer Garten keine S-Bahn-Züge, weil dieser Abschnitt grundlegend erneuert wird. Eigentlich sollte die Streckensperrung am 14. Dezember 2003 zu Ende sein. Nun dauert sie bis mindestens 18. April 2004.

Als Ersatz für die S-Bahn steht den betroffenen Fahrgäste seit dem 24. Februar 2003 ein gut durchdachtes Ausweichangebot zur Verfügung:

Zum 14. Dezember 2003 werden nun trotz der Verlängerung der S-Bahn-Streckensperrung drei der vier Ausweichangebote gestrichen. Die RE1- und RE3-Züge fahren in Charlottenburg ohne Halt durch, die RB10-Züge enden alle nur noch in Charlottenburg und verlieren den Anschluss zum RE1 und die RE6-Züge werden wieder nach Charlottenburg geführt, so dass der attraktive Anschluss an den S-Bahn-Ring in Jungfernheide entfällt. Damit bleibt allen mit RB10 und RE6 unfreiwillig in Charlottenburg ankommen-den Fahrgästen und allen hier wohnenden oder arbeitenden sowie allen durchreisenden S-Bahn-Fahrgästen zur Weiterfahrt nur noch der Busverkehr. Gerade im Winter bei Schnee, Eis und Regen ist dieser jedoch noch langsamer und das Umsteigen ist noch beschwerlicher.

Ab dem 14. Dezember 2003 wird es also für täglich viele tausend Fahrgäste gravierende Verschlechterungen geben. Dabei wäre das überhaupt nicht erforderlich. Seit Juni 2003 zeichnete sich ab und seit August 2003 stand es fest, dass die Unterbrechung der S-Bahn-Strecke mindestens vier Monate länger dauert. Seither bemühten sich S-Bahn, VBB und Berliner Fahrgastverband IGEB jeweils auf allen Ebenen und in allen Gremien intensiv um eine Verlängerung der derzeitigen Angebote des DB-Regionalverkehrs. Vergeblich.

Was ist die Ursache? Als die Unterbrechung der S-Bahn-Strecke am 24. Februar 2003 begann, konnte nur an der Strecke, nicht aber am S-Bf Charlottenburg gebaut werden, weil Berlins Verkehrssenator Strieder wegen des Streits um einen Grundstückspreis am Stuttgarter Platz das Geld des Landes Berlin für die S-Bahnhofs-Verlegung zurückhielt und erst im Juni 2003 freigab. Diese verlorenen vier Monate waren natürlich nicht mehr hereinzuholen, so dass die S-Bahn jetzt statt im Dezember 2003 erst im April 2004 wieder durchfahren kann. Außerdem entstanden der Bahn mit diesem Verzug erhebliche Mehrkosten, bei denen bis heute nicht geklärt ist, wer sie trägt. Verständlich also, dass die Bahn auf den Berliner Senat und insbesondere den Verkehrssenator "stinksauer" war und ist.

Hinzu kam zweitens, dass die S-Bahn seit Ende 2001 ohne Vertrag fährt, weil Berlins Finanzsenator Sarrazin für die vom Land Berlin bestellten Leistungen einseitig nahezu 50 Mio Euro pro Jahr gestrichen hat, weshalb noch immer keine Einigung über einen neuen Verkehrsvertrag Senat/S-Bahn erzielt werden konnte. So hat sich das Klima zwischen Bahn und Berliner Senat inzwischen extrem verschlechtert und die DB fragt sich zurecht, warum die Berliner Politik die Bahn, immerhin einer der größten Investoren und Arbeitgeber der Stadt, dermaßen unverschämt behandelt.

Der Berliner Fahrgastverband IGEB hat deshalb großes Verständnis für die außergewöhnliche Verärgerung der DB über den Berliner Senat, aber er hat kein Verständnis, dass dieser Ärger zu vermeidbaren Belastungen der Bahnkunden führt. Deshalb fordert der Berliner Fahrgastverband IGEB die DB mit Nachdruck auf, im Interesse ihrer Kunden das bisherige fahrgastfreundliche Angebot über den 13. Dezember 2003 hinaus bis zum Ende der S-Bahn-Unterbrechung Charlottenburg - Zoo, also bis voraussichtlich 18. April 2004, beizubehalten. Noch ist es für Fahrplankorrekturen nicht zu spät. Wer sich an die Hochwasserkatastrophe an der Elbe erinnert, weiß, wie schnell die Bahn in Ausnahmefällen reagieren kann.

 

Christfried Tschepe
Stellvertretender Vorsitzender
Florian Müller
Abt. S-Bahn und Regionalverkehr

© Berliner Fahrgastverband IGEB e.V.