Pressemitteilung vom 3. Februar 2005

Berliner Fahrgastverband IGEB kritisiert erneute Erhöhung des VBB-Tarifs am 1.8.2005

Berliner Pläne, nun auch die nicht zum VBB-Tarif gehörende neu eingeführte Sozialkarte zu verteuern, gefährden die Glaubwürdigkeit aller Verantwortlichen

Der Berliner Fahrgastverband IGEB kritisiert zum einen den Automatismus, mit dem in Berlin seit Jahren die Fahrpreise regelmäßig erhöht werden, zum anderen, dass diese Erhöhung der Fahrpreise für den öffentlichen Nahverkehr regelmäßig über dem Anstieg der durchschnittlichen Verbraucherpreise liegt. Im Jahr 2004 stiegen die Preise in Berlin durchschnittlich um 2,5 %, seit 2000 insgesamt nur um durchschnittlich 5,9%, während z.B. die Monatskarte Berlin AB seitdem um mehr als 25 % verteuert wurde.

Es ist für die Fahrgäste nicht akzeptabel, dass die Verkehrsunternehmen weiterhin versuchen, ihre wirtschaftlich zweifellos schwierige Situation vorrangig zu Lasten der Fahrgäste zu verbessern. Gerade die BVG erbringt ihre Verkehrsleistungen zu sehr viel höheren Kosten als andere vergleichbare Verkehrsunternehmen. Dafür ist auch die Berliner Verkehrspolitik mitverantwortlich, die den öffentlichen Nahverkehr in Berlin nicht in gleicher Weise bevorrechtigt, wie das andere Städte tun.

Der Berliner Fahrgastverband IGEB begrüßt aber, dass sich Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-Reyer in die aktuelle Tarifdiskussion eingemischt hat, denn Fahrpreise für den öffentlichen Nahverkehr sind vor allem politische Preise. Deshalb ist es gut, dass die Preise für die Schülermonatskarten stabil bleiben. IGEB kritisiert aber die Inkonsequenz, dass der Berliner Senat einerseits seit 2004 der S-Bahn jährlich rund 26 Mio Euro und der BVG jährlich über 40 Mio Euro gestrichen hat, um den Landeshaushalt zu entlasten, nun andererseits aber Forderungen erhebt. Wenn das Land Berlin - richtigerweise!! - preiswerte Schülerkarten und preiswerte Sozialkarten von BVG und S-Bahn fordert, dann muss es dafür auch angemessen zahlen.

Vollkommen unbegreiflich ist, dass die Hauptlast der Tariferhöhung 2005 von den treuesten Stammkunden bezahlt werden soll. Ausgerechnet für die Käufer von VBB-Jahreskarten (einmalige Zahlung im Voraus) und von Firmentickets soll der öffentliche Nahverkehr in Berlin um mehr als 5% teurer werden.

Komplizierter ist die Situation beim Einzelfahrausweis: Hier ist nicht die Erhöhung auf 2,10 Euro das größte Problem, sondern die Abschaffung der zweistündigen uneingeschränkten Nutzbarkeit seit 1.4.2004. Wer bis 1.4.2004 in den zwei Stunden hin und zurückfahren konnte, zahlte 2,20 Euro und soll nun ab 1.8.2005 2 x 2,10 bezahlen, das sind +95%.

Im Grundsatz stimmen wir aber der Senatsverkehrsverwaltung zu, dass es falsch ist, wenn die Verkehrsbetriebe immer nur die Zeitkarten für ihre Stammkunden verteuern. Dadurch wurde der Anreiz zum Kauf einer Monatskarte in den letzten Jahren gravierend gesenkt. Ein Beispiel: Mit der Einführung des Euro am 1.1.2002 kostete ein Einzelfahrausweis Berlin AB 2,10, eine Monatskarte Berlin AB 56,00 Euro. Ab 27 Fahrten im Monat lohnte es sich also, eine solche Monatskarte zu kaufen. Heute lohnt sich der Kauf der inzwischen 64 Euro teuren Monatskarte erst ab 33 Fahrten im Monat. Die geplante Verteuerung auf 67 Euro bei konstant 2 Euro für den Einzelfahrausweis hätte den Anreiz zum Kauf einer Monatskarte auf 34 Fahrten im Monat erhöht. So falsch es also ist, die Fahrpreise schon wieder zu erhöhen, so richtig ist es, damit nicht weiterhin allein die Stammkunden zu belasten.

Mit Nachdruck wiederholt der Berliner Fahrgastverband noch einmal die Forderung, dass Fahrgäste mit Kurzstreckenfahrschein auch bei Straßenbahn und Bus einmal umsteigen dürfen. Es ist ungerecht, dass Fahrgäste, die schon immer oder mit Einführung des neuen BVG-Busnetzes auf kurzer Strecke einmal umsteigen müssen, zusätzlich damit bestraft werden, dass sie für das Erschwernis des Umsteigens auch noch einen teuren Normalfahrschein kaufen müssen statt einer Kurzstrecke. Das Argument der BVG, dass die Zahl der solchermaßen benachteiligten Fahrgäste nicht groß sei, kehrt sich gegen die BVG um: Dann kann es kein großer Einnahmeverlust für die BVG sein, ein kleines Stück Tarifgerechtigkeit zu schaffen.

Nicht zum VBB-Tarif gehört die neue Berliner Sozialkarte. Aber aus Senatskreisen war zu hören, dass als Folge der Verteuerung der Monatskarte Berlin AB von 64 auf 67 Euro gleichzeitig auch die Sozialkarte von 32 auf 33,50 Euro erhöht werden soll (50% des "Normaltarifs"). Der Berliner Fahrgastverband IGEB ist entschieden gegen diese Verteuerung und sieht hier die Gefahr eines Glaubwürdigkeitsverlustes bei allen für Berliner Verkehrspolitik und Berliner Verkehrstarife verantwortlichen.

Christfried Tschepe
Vorsitzender
Matthias Horth
Stv. Vorsitzender

© Berliner Fahrgastverband IGEB e.V.