Pressemitteilung liegt auch als PDF vor Pressemitteilung als PDF (Datei: igebpresse_20110102.pdf, Größe: 76149 Byte)

Pressemitteilung vom 02. Januar 2011

S-Bahn-Krise: Vom Fahrzeug- zum Fahrplandesaster

Fahrgastverband IGEB fordert Nachbesserungen beim S-Bahn-Notfahrplan und beim Ergänzungsangebot der U-Bahn

Ab heute gilt bei der Berliner S-Bahn aufgrund des dramatischen Fahrzeugmangels ein neuer Notfahrplan mit zusätzlichen gravierenden Einschränkungen, um das reduzierte Angebot wenigstens wieder nach Fahrplan fahren zu können. Diese Verschlechterungen sind ärgerlich genug. Noch ärgerlicher und vollkommen unverständlich ist aber, dass auf der Stadtbahn und im Nordsüd-Tunnel, wo jeweils drei Linien innerhalb von 20-Minuten verkehren, Fahrplanlücken von 13 Minuten planmäßig (!) angeboten werden. Das ist eine Zumutung. Zugleich ist dadurch zu erwarten, dass auch der neue Notfahrplan nicht stabil gefahren werden kann. Daher sind schnelle Nachbesserungen erforderlich, ebenso beim Ergänzungsangebot der U-Bahn.

Auf der Stadtbahn verkehren beim Notfahrplan noch die Linien S3, S5 und S7 jeweils alle 20-Minuten. Zwischen Charlottenburg und Ostkreuz könnte damit ein 6/7/7-Minuten-Takt angeboten werden. Das heißt: Alle 6 bis 7 Minuten kommt eine S-Bahn und bringt die Fahrgäste beispielsweise zum Hauptbahnhof oder zum Alexanderplatz. Tatsächlich fährt die S-Bahn auf der Stadtbahn aber in Richtung Ostkreuz im 4/3/13-Minuten-Takt und Richtung Charlottenburg im 2/5/13-Minuten-Takt (teilweise auch 3/5/12).

Nicht besser ist das Angebot im Nordsüd-Tunnel, wo die Linien S1, S2 und S25 jeweils alle 20 Minuten verkehren. Hier wird im Notfahrplan Richtung Anhalter Bahnhof ein 3/4/13-Minuten-Takt gefahren. In der Gegenrichtung zum Nordbahnhof ist es ein 4/4/12-Minuten-Takt.

Die großen Lücken führen zu langen Wartezeiten für die Fahrgäste und gefährden die Stabilität des Notfahrplans. Denn nach den 12- bzw. 13-Minuten-Lücken wird die Zahl der Fahrgäste so groß sein, dass das Aus- und Einsteigen länger dauert und Verspätungen des ersten Zuges nach der Lücke vorprogrammiert sind. Damit wird die Lücke noch größer und der Fahrplan kann wieder nicht eingehalten werden. Die mit dem Notfahrplan angestrebte Zuverlässigkeit wird so gerade nicht erreicht.

Für ein gleichmäßiges Angebot auf der Stadtbahn würde es schon genügen, die Fahrplanlage der S3-Stammzüge um 10 Minuten in die Fahrplanlage der S3-Verstärkerzüge zu verschieben. Damit würden zwar einzelne Anschlüsse auf Außenbahnhöfen im Bezirk Treptow-Köpenick verloren gehen, andere aber auch verbessert. Vor allem aber würde für die große Mehrzahl der Fahrgäste ein deutlich besserer Takt in der Innenstadt geboten und damit ein für alle stabilerer Fahrplan.

Verbesserungsbedürftig ist auch das Ergänzungsangebot bei der U-Bahn. Es ist nicht erkennbar, warum die BVG das Angebot auf der U8 nach Wittenau verdichtet, wo die Züge im Normalfall nie ausgelastet geschweige denn überfüllt sind. Wichtiger wäre es, auf der U2 und U5 zur Entlastung der Ost-West-S-Bahn-Strecken und auf der U6 zur Entlastung der S-Bahn im Nordsüd-Tunnel Montag- bis Sonnabend bis mindestens 22.00 Uhr und am Sonntag ab mittags einen 5- statt 10-Minuten-Takt anzubieten.

Christfried Tschepe, Vorsitzender
Jens Wieseke, stv. Vorsitzender

© Berliner Fahrgastverband IGEB e.V.