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Grüne wollen Preise deutlich senken

30.06.2001

Spitzenkandidatin Klotz für Reduzierung um ein Drittel / Senator Strieder kann sich "flexiblere Tarife" vorstellen
Der rot-grüne Senat will Fahrten mit Bahnen und Bussen billiger machen. Die Spitzenkandidatin der Grünen, Sibyll Klotz, will die Preise um ein Drittel senken. Auch Verkehrssenator Peter Strieder (SPD) macht sich für flexiblere Tarife stark. Allerdings schränkt er ein, dass Preissenkungen nicht zu Einnahmeausfällen und somit zu höheren Zuschüssen aus der Landeskasse an die Verkehrsbetriebe führen dürften. Zunächst werden die meisten Preise johnehin steigen - am 1. August ändern sich die Tarife, wie es unter der Großen Koalition vereinbart worden war. Ansonsten sehen die rot-grünen Verkehrskonzepte keine spektakulären Änderungen vor.

In der ersten Auflage ihrer Partnerschaft 1989 hatten die Sozialdemokraten und die Grünen eine drastische Preissenkung bei der BVG durchgesetzt und eine Monatskarte für 65 Mark statt 155 Mark eingeführt. Inzwischen liegt der Preis für dieses Ticket deutlich höher: Nach der nächsten, beschlossenen Tariferhöhung am 1. August wird die Standardkarte monatlich für den ABC-Bereich 136 Mark kosten, für die Premium-Version sind sogar 157 Mark fällig. Der Begriff "Umweltkarte" wird dann gestrichen und wieder durch "Monatskarte" ersetzt.

Für niedrigere Preise setzt sich seit Jahren der Verkehrsexperte der Grünen, Michael Cramer, ein. Er ist überzeugt, dass die Verkehrsbetriebe dadurch so viele neue Kunden gewinnen, dass am Ende für sie die Bilanz ausgeglichen ist oder sogar mit einem Gewinn endet. Vorbild für dieses Modell sind Basel und Freiburg.

BVG und S-Bahn bestreiten dies. Niedrigere Preise hätten bisher immer zu Einnahmeverlusten geführt. In Berlin sei der Anteil der Nahverkehrskunden zudem verhältnismäßig hoch, weitere Fahrgäste ließen sich kaum noch in großer Zahl gewinnen.

Strieder hatte die Verkehrsbetriebe allerdings Anfang des Jahres dazu gebracht, die Tarife für Schülermonatskarten vom 1. August an deutlich zu senken. Bei der Preisgestaltung seien neue Ideen gefragt. So denkt er auch an ein Rabattsystem, bei dem der Preis für einen Fahrschein um so mehr sinkt, je mehr Käufer es gibt (intern "power-pricing" genannt).

Eine Preissenkung ist auch für Matthias Horth vom Fahrgastverband IGEB ein "Weg aus dem Teufelskreis". Bisher führten höhere Tarife stets zu einer geringeren Zahl von Fahrgästen. Mit niedrigeren Preisen könnten zumindest die verlorenen Kunden zurückgewonnen werden, ist Horth überzeugt.

An der harten Haltung der BVG ist in der letzten Tarifrunde aber auch die S-Bahn abgeblitzt. Sie wollte die Kleingruppenkarte erhalten, mit der zur Zeit bis zu fünf Personen für zusammen 21 Mark durch die Stadt fahren können. Auf Druck der BVG wird dieses Angebot jetzt abgeschafft. Horth hofft nun, dass wenigstens die Kleingruppenkarte mit der Euro-Umstellung am 1. Januar wieder eingeführt wird, als "erster Schritt in die richtige Richtung".

Autor/Agentur: Klaus Kurpjuweit
Quelle: Der Tagesspiegel
Medium: Tageszeitung
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