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Mit diesen Tricks will die S-Bahn pünktlicher werden

18.01.2019

Die Berliner S-Bahn hat im Rahmen der Qualitätsoffensive einige Maßnahmen ausgeklügelt, um pünktlicher zu sein.
Berlin. Die Lokführer der Berliner S-Bahn lassen neuerdings den Schlüssel stecken. Damit riskieren sie nicht etwa, dass ihr Zug gestohlen wird, sondern bleiben im Fahrplan. Bislang fuhr jeder Kollege bei Schichtwechsel das System im Führerstand runter, sein Nachfolger fuhr es mit dem eigenen Schlüssel wieder hoch – was immer wieder zu Störungen führte. Seit die Technik eingeschaltet bleibt, ist die Zahl der Ausfälle laut S-Bahn um 90 Prozent zurückgegangen.

Diese Maßnahme ist eine von knapp 200, die das Unternehmen im Rahmen seiner Qualitätsoffensive „S-Bahn Plus“ seit Sommer ausgeklügelt hat. Denn wie ihr Mutterkonzern hat auch die Berliner S-Bahn ein veritables Pünktlichkeitsproblem. Im vergangenen Jahr wurde der vom Senat vorgeschriebene Pünktlichkeitswert von 96 Prozent nur im September eingehalten. Neben der Sache mit den Schlüsseln gehören unter anderem der Austausch störanfälliger Signalkabel und Weichen, kürzere Wartungsintervalle und vor allem mehr Lokführer zu den Vorhaben.

„Wir haben letztes Jahr massiv eingestellt“, sagt S-Bahn-Chef Peter Buchner, will aber nicht genauer werden. Erst im Februar soll eine Zwischen­bilanz vorliegen. Nur so viel: Das Verfahren, bei dem sich an den großen Bahnhöfen alle Türen automatisch öffnen und nicht per Knopfdruck, wurde eingestellt. Der erhoffte Effekt, dass sich das Ein- und Aussteigen dadurch beschleunigt, trat nicht ein.

Pünktlichkeit um zwei Prozentpunkte gestiegen

Insgesamt aber scheint das 32 Millionen Euro schwere Programm zu wirken. Seit der Einführung stieg die Pünktlichkeit um zwei Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Wobei ein Zug erst dann als unpünktlich gilt, wenn er mehr als vier Minuten vom Fahrplan abweicht. Und: Der größte Feind der S-Bahn – der Winter – zeigt sich bislang gnädig. Sogar der kritische Fahrgastverband Igeb findet lobende Wort. „Die S-Bahn ist auf dem richtigen Weg“, sagt Sprecher Jens Wieseke. ­„S-Bahn Plus“ zeichne vor allem aus, dass alle Akteure der Bahn mit an einem Tisch säßen, sagt Wieseke und meint die im Konzern für Gleise und Signale, Bahnhöfe und Energie zuständigen Tochterunternehmen.

Wenig Einfluss hat die Bahn auf die Infrastruktur. Viele Abschnitte im Netz sind immer noch eingleisig, ihr Ausbau Aufgabe der Länder. Nach Jahren der Funkstille einigten sich Berlin und Brandenburg 2018 auf das Infrastrukturprogramm „i2030“, das zehn Schienenprojekte vorsieht. Zuletzt wurde eine Planungsvereinbarung zur Reaktivierung der Heidekrautbahn-Stammstrecke zwischen Wilhelmsruh und Basdorf unterzeichnet. Allerdings, betont der Generalbevollmächtigte der Bahn für Berlin, Alexander Kaczmarek, stehe man „immer noch am Anfang“.

Autor/Agentur: Lorenz Vossen
Quelle: Berliner Morgenpost
Medium: Tageszeitung
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