„Wir waren im Projekt City-S-Bahn in den letzten Wochen und Monaten mit vielen Nachforderungen der bauausführenden Firmen konfrontiert“, sagte Alexander Kaczmarek, Konzernbevollmächtigter der DB für Berlin. Dabei sei es um einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag gegangen. „Über Berechtigung und Höhe dieser Nachforderungen wurde zäh gerungen“, so der Bahnmanager.
Zweite Nord-Süd-Strecke schafft mehr Kapazitäten
„Nun sind die Verhandlungen abgeschlossen. Die gute Nachricht: Wir konnten die Forderungen auf gut die Hälfte reduzieren und Geld sparen. Die schlechte Nachricht: Dadurch haben wir Zeit verloren, da während der Verhandlungen wenig gebaut wurde. Und aufgrund der Pandemie ist die Aufholjagd, die wir uns wünschen, leider nicht sicher machbar. Deshalb haben wir uns entschieden, die Inbetriebnahme auf den übernächsten Fahrplanwechsel zu verschieben“, so Kaczmarek.
Die DB hat das Projekt City-S-Bahn, das anfangs unter dem Arbeitstitel S21 firmierte, im vergangenen Herbst „organisatorisch und personell neu aufgestellt“, hieß es weiter. Die neue Projektleitung habe alle Planungen überprüft und, wo nötig, angepasst und korrigiert. Aktuell verlegt die DB auf der neuen Strecke erste Gleise und installiert Signale.
Der erste Abschnitt der City-S-Bahn ist rund 3,9 Kilometer lang. Ein Abzweig zum Westhafen gehört dazu. Nördlich der Invalidenstraße entsteht im Untergrund ein 75 Meter langer Behelfsbahnsteig, von dem aus die Passerelle unter dem Hauptbahnhof barrierefrei per Aufzug erreichbar ist. Er wird die vorläufige Endstation der neuen Linie S15 sein, die den Bahnhof Gesundbrunnen mit dem Hauptbahnhof verbindet. Von dort gelangen die Fahrgäste der City-S-Bahn direkt in die Ebene -1 des Hauptbahnhofs mit Übergang zur U5 und zur Straßenbahn. Auf dem ersten Teilstück der Nord-Süd-Route sollen Vier-Wagen-Züge des neuesten S-Bahn-Typs verkehren. Es sind Vertreter der Baureihe 483/484, die seit dem 1. Januar auf der S47 eingesetzt wird.
Als zweite Berliner Nord-Süd-S-Bahn soll die City-Linie neue Kapazitäten schaffen und zusätzliche Direktverbindungen ermöglichen. Die Trasse, die künftig vom Nord- zum Südring führt, soll auch dazu dienen, den Umsteigeknoten Friedrichstraße zu entlasten und die Erreichbarkeit des Hauptbahnhofs zu verbessern.
Die erneute Verzögerung zeige, wie schwierig Tunnelbauprojekte sein können, sagte Jens Wieseke vom Fahrgastverband IGEB mit Blick auf die Diskussion über die Erweiterung des U-Bahn-Netzes. „Da sollte sich niemand etwas vormachen: Solche Vorhaben sind schwierig.“