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Lückenschluss U5: U-Bahnhof Museumsinsel eröffnet

09.07.2021

Nach gut zehn Jahren Bauzeit ist er endlich fertig: Der U-Bahnhof Museumsinsel ist am Freitag in Betrieb genommen worden.
Berlin. Um genau 11.02 Uhr war es soweit: Der erste Zug mit Fahrgästen hat – unter Applaus der Anwesenden – am U-Bahnhof Museumsinsel gehalten. Wenig später war die Station bereits gut besucht von zahlreichen Interessierten, die mit Kameras, Selfiesticks oder einer Flasche Sekt ausgerüstet Berlins 175. U-Bahnhof bestaunten. Nach gut neun Jahren Bauzeit – und ganze 23 Jahre, nachdem Architekt Max Dudler den Wettbewerb für die Station gewonnen hatte – haben Vertreter und Vertreterinnen des Senats sowie der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) den Bahnhof am Freitag offiziell eröffnet. Damit ist das Projekt „Lückenschluss U5“ endgültig abgeschlossen.

Bereits seit Dezember 2020 führt die Linie U5 von Hönow nicht mehr nur bis zum Alexanderplatz, sondern weiter bis zum Hauptbahnhof. Allerdings war eine der drei U-Bahnstationen auf der 2,2 Kilometer langen Strecke zwischen Alexanderplatz und Brandenburger Tor noch nicht fertig, weshalb die Züge bislang den Bahnhof Museumsinsel ohne Halt durchfuhren. Nun sind die Arbeiten an der Station, die unter dem Spreekanal und direkt am teilrekonstruierten Berliner Schloss mit dem Humboldt Forum liegt, abgeschlossen.

„Damit haben wir nicht nur unser Verkehrsangebot verbessert. Dank der einzigartigen Architektur ist Berlins historische Mitte außerdem um eine Sehenswürdigkeit reicher“, sagte BVG-Chefin Eva Kreienkamp. Der Bahnhof sei so „mehr als nur ein Gebrauchsgut.“ Zugleich sei der verkehrliche Nutzen für Berlinerinnen und Berliner, insbesondere aber auch für Besucher der Stadt gegeben. Vom Hauptbahnhof könne man nun zur Museumsinsel und weiter bis zum Tierpark fahren. „Touristischer kann es kaum noch sein.“

Mit dem neuen Bahnhof, sagte auch Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) bei der Eröffnung, gewinne die U5 als Linie noch einmal an Attraktivität; auch die Erreichbarkeit von Berlins historischer Mitte werde deutlich verbessert. Rund 15.000 Menschen sollen an der Museumsinsel fortan täglich ein- und aussteigen.

Fahrgast Thea Komlövari: „Er ist sagenhaft, ich bin ganz begeistert“

Unter den ersten Fahrgästen war Thea Komlövari. Die Reinickendorferin war extra angereist, um den Neubau zur Eröffnung zu erleben. „Er ist sagenhaft, ich bin ganz begeistert“, sagte sie. „Ich habe ja Zeit, da wollte ich heute dabei sein.“ Komlövari ist öfter in den kulturellen Einrichtungen rund um die Museumsinsel unterwegs, wird den Bahnhof also auch in Zukunft öfter nutzen. „Da habe ich mich lange drauf gefreut.“

Bau des U-Bahnhofs Museumsinsel war kompliziert

Der Bau des Bahnhofs war dabei alles andere als einfach – auch Senatorin Pop berichtete am Freitag von „schlaflosen Nächten“, als sich alle die Frage gestellt hätten, ob das Vorhaben klappt. Um den Bau im nassen Untergrund stabilisieren zu können, musste beispielsweise zunächst der Boden weiträumig eingefroren werden; insgesamt entstand ein 28.000 Kubikmeter großer Frostkörper.

Auch Tunnelbohrmaschine Bärlinde, die sich für den U5-Lückenschluss jahrelang unter Spree und Kupfergraben und entlang der Straße Unter den Linden durch den schwierigen Untergrund aus märkischen Sand und Moorlinsen pflügen musste, traf auf Hindernisse: So stieß die Maschine etwa auf einen Riesenfindling aus der Eiszeit, an anderer Stelle kam es zu Wassereinbrüchen. Auf der 2,2 Kilometer langen Strecke gab es daher gleich mehrfach Verzögerungen.

Verzögerungen und höhere Kosten durch Hindernisse beim Bau

Ursprünglich war die Inbetriebnahme 2017 geplant, die Baukosten stiegen zudem von 433 Millionen Euro auf 525 bis 535 Millionen Euro – die genaue Summe ist noch nicht bekannt. „Die Schlussrechnung kommt erst im Januar“, sagte der Geschäftsführer der BVG-Projekt GmbH, Jörg Seegers. Immerhin: Die Eröffnung des U-Bahnhofs Museumsinsel, auf den nach Auskunft der BVG rund 150 Millionen Euro an Kosten entfielen, konnte dieses Jahr ein paar Monate vorgezogen werden; angekündigt war sie zunächst für den Spätsommer bis Herbst. Für ihn, sagte Seegers, sei es aber ohnehin das Schönste, dass es bei dem Gesamtprojekt unter den Mitarbeitern keine größeren Verletzungen gegeben habe.

Für den Lückenschluss entstanden insgesamt drei neue U-Bahnhöfe: Unter den Linden, Rotes Rathaus und Museumsinsel, die als besonderes Schmuckstück gilt: Der 130 Meter lange Bahnsteig liegt unter einem blauen Sternenhimmel, an dem 6662 Lichtpunkte erstrahlen. Architekt Max Dudler ließ sich bei der Gestaltung durch das berühmte Bühnenbild von Karl Friedrich Schinkel für Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ inspirieren: „Der Rückgriff auf Schinkels Theateridee ist zugleich eine Referenz an den klassizistischen Geist, der die Gebäude an diesem Ort der Stadt prägt“, sagte Dudler.

Nächster U-Bahnhof in Berlin könnte am Mexikoplatz eröffnen

Dass der U-Bahnhof nun endlich eröffnet ist, darüber ist auch Jens Wieseke vom Fahrgastverband Igeb zufrieden. Gleichzeitig trifft die Gestaltung bei ihm nicht nur auf Zustimmung. „Ich hätte mir eine hellere Wandfarbe gewünscht, gerade bei so einem engen Raum“, sagte er. Zudem betonte Wieseke, dass der gute Busverkehr Unter den Linden weiter bestehen müsse. „Die Busse brauchen wir zur Feinerschließung. Und die Touristen wollen bei der Fahrt auch etwas sehen“, so Wieseke.

Wann in Berlin ein 176. U-Bahnhof eröffnet, ist noch offen, wo er sich befinden wird, das deutet sich aber bereits an: „Der nächste Bahnhof wird voraussichtlich in Verlängerung der Line U3 der Halt am Mexikoplatz sein“, sagte Wirtschaftssenatorin Pop. Das mache verkehrstechnisch Sinn und sei relativ leicht realisierbar. Das bestätigt auch Jörg Seeger: „Es fehlen nur noch 680 Meter und ist technisch längst nicht so aufwendig wie der U5-Lückeschluss“, sagt der Geschäftsführer der BVG-Projektgesellschaft. Der größte Vorteil aus seiner Sicht: „Wir bauen hier über dem Grundwasser. “

Auch Verkehrsstaatssekretär Ingmar Streese sagte, das sei eine „realistische Option“. Zuerst soll es aber für diese Strecke, wie auch für die Verlängerungen der U7 zum Flughafen BER und zur Heerstraße in Spandau, eine Nutzen-Kosten-Analyse geben. Diese würden zurzeit vorbereitet, so Streese, und sollen dann im kommenden Jahr beginnen

Autor/Agentur: Isabell Jürgens und Jessica Hanack
Quelle: Berliner Morgenpost
Medium: Tageszeitung
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