Durch den Ausbau der M10-Strecke will das Land auf 2,9 Kilometern insgesamt sieben neue Stationen schaffen. Die Linie soll demnach vom S-Bahnhof Warschauer Straße über die Oberbaumbrücke, durch die Falckensteinstraße und den Görlitzer Park, weiter über den Landwehrkanal entlang der Glogauer und Pannierstraße bis zur Sonnenallee führen und von dort dann in Richtung Hermannplatz abbiegen. Die Endhaltestelle ist im Norden des Hermannplatzes an der Urbanstraße geplant.
Für die Verlängerung wird mit Kosten in Höhe von 62 Millionen Euro kalkuliert. „Es wird Ost und West näher zusammenbringen“, sagte Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) bei der Vorstellung der Pläne nach der Senatssitzung. „Es ist eine neue Anbindung an die U7 und an die U8.“
Tram soll sich in den Görlitzer Park einfügen
Günther verwies zudem auf das auffällig gute Ergebnis bei der Nutzen-Kosten-Analyse. Bei dieser Untersuchung wird die Wirtschaftlichkeit eines solchen Vorhabens geprüft, daneben werden vermiedene Emissionen, die erhöhte Verkehrssicherheit oder Kosteneinsparungen im Pkw-Verkehr berücksichtigt. Der Wert, der dabei berechnet wird, muss über eins liegen, damit für ein Projekt Fördermittel beim Bund beantragt werden können. Bei der M10-Verlängerung ergab die Analyse einen Wert von 2,87. „Das ist schon sehr, sehr hoch“, sagte Günther.
Einschneidende Veränderungen würde die Verlängerung nicht nur für den Görlitzer Park, sondern auch für die Falckensteinstraße mit sich bringen. Diese soll autofrei werden, stattdessen sind zwei Straßenbahngleise und beidseitig Radwege vorgesehen. Für die Streckenführung durch den Park wird eine attraktive Gestaltung angestrebt, wie Günther sagte. So habe es in bisherigen Bürgerdialogen die Bitten nach Rasengleisen wie auch sicheren Überquerungen gegeben. „All das werden wir natürlich möglich machen“, so die Senatorin. Die Strecke solle sich ins Gesamtensemble einfügen.
M10: Von der Warschauer Straße durch den Görlitzer Park bis zum Hermannplatz
Als Kompensation sei zudem eine Uferpromenade an der Spree geplant. Wie die aussehen könnte, dazu sei man mit dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg in Kontakt, sagte Günther. Vor dem Senatsbeschluss hatte unter anderem bereits der Bundestagsabgeordnete Pascal Meiser (Linke) Kritik an der geplanten Streckenführung geäußert. Es werde eine der wenigen zusammenhängenden grünen Erholungsflächen in Kreuzberg nachhaltig beschädigt und massive Proteste seien absehbar, sagte er. Jens Wieseke vom Fahrgastverband Igeb wirbt dagegen dafür, nun die Planungen voranzutreiben, statt weitere Diskussionen über die Trassierung zu führen. Diese sei ausreichend untersucht worden, sagt er. Den Ausbau sieht er als einen „enormen Gewinn“ für die Gesamtstadt. „Und es ist ein Projekt, um den ganzen Wrangelkiez autoarm zu gestalten“, so Wieseke.
Die neue Tramstrecke in Pankow soll eine Alternative zur bisher ausschließlichen Busanbindung schaffen. Derzeit fahre in dem Gebiet nur die Linie X54, die aber ihre Kapazitätsgrenze erreicht habe, sagte Günther. Die Strecke beginnt am Pasedagplatz, dem bisherigen Endpunkt der Tramlinien 12 und 27. Von dort geht es zunächst durch die Rennbahnstraße und die Romain-Rolland-Straße. In Heinersdorf wird die Strecke die künftige Verlängerung der Straßenbahn M2 in Richtung Entwicklungsgebiet Blankenburger Süden kreuzen. Weiter geht es in Richtung Westen zum S-Bahnhof Pankow-Heinersdorf, unter der Brücke der Prenzlauer Promenade hindurch und nach einem Südschwenk parallel zur Granitzstraße bis zum S-Bahnhof Pankow. In Pankow sei die Einbindung in die Bestandsstrecken der Straßenbahn vorgesehen, heißt es. Die Strecke führt auch am Entwicklungsgelände Pankower Tor entlang, wo 2000 Wohnungen geplant sind.
Die Vorzugsvariante hat eine Länge von fünf Kilometern, die Kosten werden hierfür auf 75 Millionen Euro geschätzt. Auch bei dieser Strecke kam die Nutzen-Kosten-Analyse zu einem positiven Ergebnis, wenngleich es nicht so gut ist wie bei der M10. Der Wert liegt hier bei 1,15, auch damit überwiege der volkswirtschaftliche Nutzen eindeutig, heißt es von der Verkehrsverwaltung. Eine Inbetriebnahme beider Strecken ist derzeit für das Jahr 2028 geplant. Man rechne allerdings mit einer intensiven Beteiligung der Bürger im weiteren Verfahren, sagte Günther. „Erwartungsgemäß wird es dann eher ein bisschen später als früher.“