[ Zurück ]

Drei S-Bahn-Strecken wegen Bauarbeiten gesperrt

30.04.1999

Fahrgastverband kritisiert: So werden Kunden vergrault / Schlechte Erfahrungen bei S 1-Sanierung
Die Zahl der Sperrungen von Berliner S-Bahn-Strecken erreicht 1999 einen Höhepunkt. Der Anlaß: Bauarbeiten. Ab Montag wird die Gleisverbindung zwischen Bornholmer Straße und Schönhauser Allee bis zum 21. Mai unterbrochen. Am nächsten Freitag abend muß die Bahnlinie Königs Wusterhausen Wildau für alle Züge vier Tage lang stillgelegt werden. Zwischen Baumschulenweg und Treptower Park fahren vom 30. Mai an sogar fast vier Monate keine S-Bahnen. "Da reißt etwas ein, das noch viele Bahnkunden vergraulen wird", bemängelt Matthias Gibtner vom Fahrgastverband IGEB.

"Es darf nicht sein, daß hochbelastete Strecken für Wochen oder gar Monate dichtgemacht werden", sagt er. Die Bahn müsse schonendere Lösungen finden selbst wenn sich die Arbeiten dadurch verzögern. Zwar werden die ausfallenden Züge durch Busse ersetzt. "Doch weil dann die Reise länger dauert, nehmen viele Kunden lieber den Wagen zum Beispiel entlang der Linie S 1." Deren Teilstück zwischen Zehlendorf und Rathaus Steglitz war 24 Tage lang zwecks Sanierung gesperrt und wird an diesem Freitag abend wiedereröffnet.

"Ich bin mit dem Auto zu meiner Arbeitsstelle am Potsdamer Platz gefahren, weil die Ersatzbusse oft schon auf dem Teltower Damm im Stau steckenblieben", sagt Niels Keding aus Lichterfelde West. "Ein Kollege aus Zehlendorf war jeden Morgen 30 Minuten länger unterwegs." Vom Schienenersatzverkehr auf der S 1 waren täglich 20 000 Fahrgäste betroffen. Die Sperrung zwischen Bornholmer Straße und Schönhauser Allee werde sogar 84 000 Reisende pro Tag treffen, so S-Bahn-Baubetriebsmanager Christian Morgenroth: "Wir empfehlen, zwischen Pankow und Schönhauser Allee auf die Straßenbahn-Linien 50, 52 und 53 umzusteigen. Dort fährt alle vier bis fünf Minuten ein Zug. Außerdem richten wir eine Buslinie zwischen Bornholmer Straße und Schönhauser Allee ein. Fahrzeit: zwischen sieben und 14 Minuten."

Wie bei vielen Projekten bestehen die Bauleute auf einer Strekken-Unterbrechung, damit sie ungestört ans Werk gehen können. "Die Arbeiten sind so umfangreich, daß wir um eine Sperrung nicht herumkommen", bedauert Gerty Lücke von der Deutschen Bahn (DB) Projekt GmbH Knoten Berlin.

Auf einem rund 300 Meter langen Abschnitt zwischen Schönfließer Straße und Schönhauser Allee muß die zweigleisige S-Bahn-Trasse komplett erneuert werden. "Außerdem bauen wir neue Signal- und Sicherungstechnik auf, die wir zwei Tage lang prüfen werden", sagt Teilprojektleiter Peter Richter. Baukosten: rund 2,2 Millionen Mark. Die Gleise führen zum geplanten Knoten Nordkreuz, den Fern-, Regional- und S-Bahnen auf drei Ebenen befahren werden. Den Zeitpunkt der Fertigstellung will Lücke nicht nennen: "Wir prüfen gerade die Termine für alle Projekte."

Nach bisherigem Stand sollten die S-Bahn-Anlagen am Nordkreuz, unter anderem die Ringbahn, Ende 2001 komplett sein. Teilprojektleiter Richter kündigt an: "Hier wird es noch viele Sperrungen geben."

Autor/Agentur: Peter Neumann
Quelle: Berliner Zeitung
Medium: Tageszeitung
[ Zurück ]