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Bürgermeisterin: Bahnhof Zoo wieder ans Fernbahnnetz nehmen

23.01.2007

Angesichts der Probleme am Hauptbahnhof fordern Politiker und Bahnkunden den Stopp von Fernzügen in der West-City
Wegen des zweifachen Ausfalls des Hauptbahnhofs forderten gestern die Bezirksbürgermeisterin von Charlottenburg-Wilmersdorf, Monika Thiemen (SPD), und der Verein unzufriedener Bahnkunden, den Zoo schnellstmöglich wieder zurück ans Fernnetz zu nehmen. Der Bahnhof Zoo habe in den 123 Jahren seit seiner Eröffnung als Fernbahnhof allen Stürmen erfolgreich getrotzt. Ihm sei noch nie das Dach weggeflogen. Und wenn die Bahn dort einmal ihren Verkehr einstellen sollte, gebe es dort hervorragende Nahverkehrsanschlüsse, zahlreiche Hotels, Pensionen, Restaurants und Geschäfte. Helga Frisch, Pfarrerin im Ruhestand, sammelte bereits 140 000 Unterschriften und will mit dem Verein (www.unzufriedene-bahnkunden.de) mehr Kundenfreundlichkeit bei der Bahn bewirken. Die verkehrspolitischen Sprecher der Parteien im Abgeordnetenhaus appellierten gestern ebenfalls an die Bahn, den Zoo wieder in den Fernverkehr einzubinden. Click here to find out more!

"Ausweichmöglichkeiten sind wichtig"

"Die jetzige Krise hat gezeigt, dass Ausweichmöglichkeiten in der Innenstadt wichtig sind. Das Chaos am Sonntag war hausgemacht. Reisende auf eigene Faust nach Spandau zu schicken, ist abenteuerlich und kundenunfreundlich", rügte Christian Gaebler (SPD). Das Bahnkonzept für Berlin dürfe sich nicht nach den persönlichen Vorlieben einzelner Vorstandsmitglieder richten, kritisierte er.

Der Bahnhof Zoo biete sich für Ausweichszenarien doch geradezu an, meinte auch der verkehrspolitische Sprecher der FDP, Klaus-Peter von Lüdecke. Er stuft den neuen Berliner Hauptbahnhof als Achillesferse des Berliner Schienenverkehrs ein: "An diesem Kreuzungsbahnhof ist alles konzentriert, doch bei Bombendrohungen oder schon bei einem herrenlosen Koffer muss es aus Sicherheitsgründen prompt zur Sperrung kommen." Der FDP-Verkehrsexperte forderte ein reibungslos funktionierendes Krisenszenarium für die Zukunft, bei dem der Zoo eine wichtige Rolle spielen soll. Auch die Grünen wollen, dass der Zoo wieder Haltepunkt für den Fernverkehr wird. Fraktionsvorsitzende Franziska Eichstädt-Bohlig kündigte an, das Thema erneut auf die Tagesordnung im Abgeordnetenhaus zu bringen.

"Hätte man die Züge auch am Zoo halten lassen, wäre das Chaos sicher kleiner gewesen", kritisierte auch der verkehrspolitische Sprecher der CDU, Rainer Ueckert. Als besonders problematisch hat sich die Ausweichstation Gesundbrunnen nach Einschätzung des Fahrgastverbandes Igeb erwiesen: "Es gab keinen Service, nicht einmal ein Mindestmaß an Informationen."

"Wegen Sackgassen-Situation nicht sinnvoll"

Bahnsprecher Burkhard Ahlert erwiderte auf die Vorwürfe, dass es in den fünf Stunden der Sperrung des Hauptbahnhofs am Sonntag aus betrieblicher Sicht keinen Sinn gemacht habe, den Zoo als Ausweichbahnhof zu nutzen: "Die Stadtbahn-Strecke war nur drei S-Bahn-Stationen weiter am Hauptbahnhof gesperrt." Das wäre wie eine Sackgasse gewesen. Deshalb habe die Bahn die Züge aus Richtung Westen über Spandau weiter bis Gesundbrunnen geführt und dann leer nach Rummelsburg fahren lassen.

Martina Schmiedhofer (Grüne), Verkehrsstadträtin in Charlottenburg-Wilmersdorf, sieht die Lage anders: "Vielen Tausenden Fahrgästen mutet Bahnchef Hartmut Mehdorn bei Sturm lange Umwege zu, statt das einzig Vernünftige zu machen: Einen Teil der Züge über die Stadtbahn zu schicken und am Bahnhof Zoo halten zu lassen." Je nach Gefährdungslage könnten die Fahrgäste dann zu U- und S-Bahn sowie Bussen wechseln, die Züge würden kehren. Bei geringerer Gefährdungslage könnten die Züge auch ohne Halt durch den Hauptbahnhof fahren und Friedrichstraße halten.

Autor/Agentur: Brigitte Schmiemann
Quelle: Berliner Morgenpost
Medium: Tageszeitung
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