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Mit der BVG-Sammelkarte wieder Geld sparen Mit der BVG-Sammelkarte wieder Geld sparen

09.03.2007

Rot-rote Koalition bereitet Tarif-Reform vor
Vor zehn Jahren wurde sie in Berlin abgeschafft, weil die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und die S-Bahn mehr Geld einnehmen wollten. Doch nach dem Willen der rot-roten Koalition soll sie bald wiederkommen: die gute alte Sammelkarte. "Ein einfacher, attraktiver Tarif, der dazu anregt, öfter Bus und Bahn zu fahren" sagte der SPD- Verkehrspolitiker Christian Gaebler gestern. Vielleicht könnte es ähnlich wie in Paris ein "Carnet" geben - ein rabattiertes Zehnerpack Fahrscheine. Doch während der Fahrgastverband IGEB diese Idee gut findet, hält er andere Vorschläge für schädlich. Die Diskussion um die künftigen Fahrpreise hat begonnen.

Für die Koalition ist klar: Damit Berliner Stammkunden für Jahreskarten und Abos weiterhin deutliche Rabatte erhalten, sollen Touristen bei Tariferhöhungen prozentual stärker belastet werden. Der Anstieg der Touristenzahlen sei "bisher zu wenig für Einnahmesteigerungen der Verkehrsunternehmen genutzt worden", heißt es in dem Entwurf eines Parlamentsantrags der SPD und der Linksfraktion. So sollten bei den Tageskarten und Einzelfahrscheinen "höhere Eigenbeteiligungen" möglich sein, meinte Gaebler.

35 Millionen Euro Umsatzverlust

In der Verkehrspolitik könne es nicht vorrangig um die Gelegenheitskunden gehen, die nur selten BVG fahren, sondern um die treuen Stammkunden. "Doch dabei darf man nicht vergessen, dass Tageskarten vorrangig von Einheimischen gekauft werden", entgegnete IGEB-Vize Jens Wieseke. Preiserhöhungen dürften nicht so drastisch ausfallen, dass kaum noch jemand dieses Ticket erwirbt. Ein Beispiel: 2001 wurde die Tageskarte um fast 40 Prozent verteuert. Folge: Der Verkauf ging zurück - im darauffolgenden Jahr bei BVG und S-Bahn um 35 Millionen Euro. So wurde die Tageskarte 2003 wieder deutlich billiger.

Verbund plant einfacheren Tarif

"Außerdem ist die Kleingruppen-Tageskarte bei uns schon recht teuer", warnte Wieseke. In Berlin zahlen bis zu fünf Personen (zum Beispiel eine Familie) für einen Tag Bahn und Bus fahren 14,80 Euro. In München kostet ein solches Ticket 8,50, in Hamburg gar nur 8,10 Euro.

Wie berichtet schlägt die rot-rote Koalition vor, dass Hartz-IV- und Sozialhilfeempfänger künftig Einzelfahrscheine zum Ermäßigungstarif kaufen dürfen. "Sinnvoller wäre es, das monatliche Sozialticket zu verbilligen und den Verkehrsbetrieben die Einnahmeausfälle zu ersetzen", so Wieseke. Die Koalition regt auch "kurzfristige Bonusaktionen" an, um mehr Kunden zu gewinnen. Doch welche Chancen ihre Vorschläge haben, lässt sich schwer beurteilen. Die BVG erarbeitet derzeit eigene Tarifideen, die sie im April vorlegen will. Dem Vernehmen nach wird dort diskutiert, ob in Zukunft auch mit Kurzstreckenfahrscheinen umgestiegen werden darf. Dagegen ist der Plan, Tickets nur für den Innenstadt-Tarifbereich A auszugeben, offenbar vom Tisch.

Auch der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) arbeitet an einer neuen Preisstruktur. "Wir werden Vorschläge für einen klareren, einfacheren Tarif vorurteilsfrei prüfen", sagte VBB-Chef Hans-Werner Franz. Es gebe Defizite. So würden Zeitkarten für die einzelnen Landkreise ausgegeben. Das führt dazu, dass dieselbe Kilometerzahl mehr Geld kostet, wenn die Reise über Kreisgrenzen hinwegführt, als wenn sie sich innerhalb eines Kreises abspielt. Das sei ungerecht, so Franz.

Autor/Agentur: Peter Neumann
Quelle: Berliner Zeitung
Medium: Tageszeitung
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