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BVG fährt nach Sonderfahrplan

18.04.2007

Brandgefahr durch defekte Radlager: 23 U-Bahnzüge müssen sofort in die Werkstatt
Es ist eine Szene wie man sie sonst vor allem an verkaufslangen Wochenenden erlebt - wenn die U-Bahnhöfe in der Innenstadt mit Menschen überfüllt sind. Gestern war es ähnlich, obwohl es ein ganz normaler Werktag war. An den U-Bahnhöfen Alexanderplatz und Friedrichstraße etwa, wo die Züge der U-Bahnlinien 6, 5 und 8 halten, stiegen deutlich mehr Fahrgäste um als unter der Woche üblich. Und die Züge waren voller als sonst: Viele von ihnen fuhren in einer kürzeren Version. Statt mit sechs Waggons, waren einige nur mit vier Wagen unterwegs. Die Folge: immer wieder dichtes Gedränge.

Grund für die übervollen U-Bahnen war eine außerplanmäßige Rückrufaktion für 23 Züge der neusten Baureihe der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Die Züge der sogenannte Baureihe H weisen einen durch alle Waggons reichenden Gang auf, sind also durchgängig begehbar, und erst seit 2002 im Berliner U-Bahnnetz unterwegs. Die Rückrufaktion war notwendig geworden, weil es nach BVG-Angaben in den vergangenen Monaten zwei Mal zu Bränden an den Radlagern gekommen ist. Der erste Vorfall ereignete sich noch im vorigen Jahr, der zweite im April. Eine Gefahr für die Fahrgäste habe jedoch nicht bestanden, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz.

Mitte Mai sollen Mängel behoben sein

Allerdings wurde festgestellt, dass es sich nicht um Einzelmängel handelte, sondern "um einen Herstellungsfehler, der serienmäßig auftritt". Die Technische Aufsichtsbehörde des Landes Berlin entschied daraufhin, dass alle U-Bahnzüge der H-Reihe vorsorglich außer Betrieb zu nehmen sind.

Es wurden Mängel an den Radsatzlagern festgestellt, die schon nach 250 000 Kilometern Laufleistung auftreten können. Die Lager müssen daher ersetzt werden. Bombardier erklärte, dass man "intensiv an der Lösung der Probleme" mit der BVG zusammenarbeite. Bis Mitte Mai sollen alle Züge wieder rollen.

Bis dahin fahren die Züge auf den Großprofil-Linien U 5, U 6, U 7, U 8 und U 9 nicht wie gewohnt. Es gilt vielmehr weiter der Ferien-Fahrplan mit längeren Taktzeiten. Die Mehrzahl der Fahrgäste wie etwa Kathrin Kohl hatte sich auf Fahrzeitverlängerungen eingestellt. "Ich hatte davon schon im Radio gehört", sagte die junge Frau. Das befürchtete Chaos auf den Bahnhöfen blieb zur Erleichterung der BVG aus. "Das schöne Wetter sorgt dafür, dass mehr Fahrgäste als sonst aufs Fahrrad umsteigen", so BVG-Sprecherin Reetz.

Der Fahrgastverband Igeb monierte Probleme auf den Linien U 7 und U 8. Einzelne Züge seien extrem voll gewesen. Vor allem das Zugangebot auf der Linie U 8 sei unzureichend. Kunden können sich über die Hotline (Tel.: 194 49) oder im Internet (www.bvg.de) über Fahrzeiten informieren. BVG-Vorstandschef Andreas Sturmowski bat um Verständnis für die Unannehmlichkeiten.

Autor/Agentur: Thomas Fülling und Dirk Westphal
Quelle: Berliner Morgenpost
Medium: Tageszeitung
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