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Senat will kürzere Wege für Umsteiger

12.12.2000

Arbeitsgruppe untersucht Nahverkehrs-Knotenpunkte
An zahlreichen Berliner Bahnhöfen und Haltestellen müssen die Reisenden beim Umsteigen viel zu weite Wege laufen, bemängelt der Fahrgastverband IGEB. Jetzt hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Verbesserungen angekündigt. Sie hat die "Plattform Umsteigen in Berlin" ins Leben gerufen, an der Bezirksämter, Verkehrsbetriebe und Interessenverbände beteiligt sind. Zusammen mit einem Ingenieurbüro untersucht die Arbeitsgruppe, ob und wie an 20 Knotenpunkten die Umsteigewege verkürzt werden könnten - zum Beispiel an den Bahnhöfen Friedrichstraße und Köpenick. Ein erster Erfolg ist bereits in Sicht: am S-Bahnhof Tegel.

Dort will der Senat dabei mithelfen, dass Umsteiger zwischen Bus und S-Bahn nicht mehr wie bisher 300 bis 400 Meter laufen müssen. Die Verwaltung prüft, ob sie dem Bezirk für nötige Umbauten einen Zuschuss zahlt. "Wahrscheinlich werden wir dieses Projekt mitfinanzieren", sagte Referatsleiter Georg Müller der "Berliner Zeitung".

Zwar fahren schon seit dem 28. Mai 1995 wieder Züge nach Tegel. Doch die fünf tagsüber verkehrenden Buslinien im Umkreis machen bis heute einen großen Bogen um den Haltepunkt, der täglich von 6 000 Fahrgästen genutzt wird. Nur die Nachtbusse N 24 und N 25 fahren dorthin. Proteste des Fahrgastverbands bewirkten bislang wenig. Das Bezirksamt verwies darauf, dass Straßen und Knotenpunkte für einen siebenstelligen Betrag umgebaut werden müssten - dafür fehle Geld. Außerdem müssten zahlreiche Parkplätze aufgegeben werden.

Eingänge werden wieder geöffnet

Erst in diesem Jahr einigten sich die Beteiligten auf ein abgespecktes Bauprogramm. Damit der Bus 133 zum Bahnhof fahren kann, müssten für 210 000 Mark Gehwege angepasst, Bäume beschnitten und zwei Haltestellen gebaut werden. Der Bezirk könne 50 000 Mark aufbringen, hieß es. "Eigentlich müsste er alles zahlen", sagte Müller. "Doch wir sehen ein, dass viele Bezirke an ihrer Leistungsgrenze angelangt sind. Darum prüfen wir, ob wir uns in bestimmten Fällen beteiligen." Müller hofft, dass die Umbauten in Tegel in den nächsten Monate beginnen.

"Im Jahr 2001 wollen wir weitere 30 Umsteigepunkte untersuchen", sagte Berlins oberster Verkehrsplaner, Ural Kalender. Die Senatsfachleute prüfen auch, ob im Landeshaushalt ein Posten für die "Verbesserung von Umsteigebeziehungen" geschaffen wird. "Es gibt noch viel zu tun", sagt Jens Wieseke von der IGEB. So müssten Umsteiger zwischen der S-Bahn und der Straßenbahn 88 in Friedrichshagen eine stark befahrene Straße überqueren. Wieseke: "In ferner Zukunft soll dieser Knotenpunkt mit Ampeln neu gestaltet werden. Wie aber bis dahin die Sicherheit erhöht werden soll, darauf gibt es noch keine Antwort."

Für den Bau von weiteren S-Bahnhofs-Eingängen steht das Geld bereit. Der Entwurf des neue Nahverkehrsplans sieht vor, 29 Zugänge neu zu bauen oder wiederzueröffnen - zum Beispiel am Potsdamer Platz, am Anhalter Bahnhof oder an der Prenzlauer Allee. Müller: "Wir haben die Baumaßnahmen bei der Deutschen Bahn bestellt. Nun muss die DB aus den Puschen kommen."

Mehr Attraktivität // Je besser die Anschlüsse, desto attraktiver ist der Nahverkehr. Darum will der Senat an Knotenpunkten das Umsteigen erleichtern. An 270 Bahnhöfen können die Fahrgäste von der U- oder S-Bahn in Busse oder Straßenbahnen umsteigen.

Bis Ende 2001 will der Senat 50 Umsteigepunkte auf Verbesserungsmöglichkeiten hin überprüfen. Dazu zählen die S-Bahnhöfe Adlershof, Buch, Frohnau, Marzahn, Treptower Park, Zehlendorf.

Garantierte Umsteigeanschlüsse sind an vielen Knotenpunkten geplant, zum Beispiel in Ostkreuz (S-Bahn), Neukölln (S-/U-Bahn), Rudow (U-Bahn/Bus) oder Roseneck (Bus). Dazu will der Senat 2001 eine Gesamtstrategie festlegen.

Autor/Agentur: Peter Neumann
Quelle: Berliner Zeitung
Medium: Tageszeitung
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