Pressemitteilung vom 8. September 2003

U5-Ersatzverkehr mit Bussen, aber ohne Busspur

Fahrgäste und BVG werden erneut Opfer von Strieders Verkehrspolitik

Ab dem 13.9.2003 wird die U-Bahn-Linie 5 auf dem ca. 6 km langen Abschnitt zwischen U-Bf Alexanderplatz und U-Bf Frankfurter Allee für voraussichtlich drei Monate stillgelegt, um hier umfangreiche Sanierungsarbeiten auf den Bahnhöfen und im Tunnel ausführen zu können.

Der Berliner Fahrgastverband IGEB begrüßt ausdrücklich die Zusammenfassung aller notwendigen Baumaßnahmen und die damit verbundene Vollsperrung. Andernfalls hätte es Sperrungen in den Abendstunden und an den Wochenenden über einen Zeitraum von drei Jahren geben müssen, was für die Fahrgäste sehr viel weniger "berechenbar" gewesen wäre und die Baukosten erheblich erhöht hätte. Von den täglich etwa 80.000 (!) Fahrgästen auf diesem Abschnitt der U5 wird ein Teil auf die S-Bahn ausweichen können, aber ein großer Teil wird den auf der Frankfurter und Karl-Marx-Allee vorgesehenen Ersatzverkehr mit Bussen benutzen müssen. In den Hauptverkehrzeiten werden die Ersatzverkehrsbusse im 2-Minuten-Takt verkehren.

Ursprünglich war für diese Busse die Einrichtung einer provisorischen durchgehenden Busspur vorgesehen. Aber in den monatelangen Abstimmungen haben es die üblichen Berliner Bedenkenträger geschafft, die provisorische Busspur für "unrealisierbar" zu erklären. Ihr wesentliches "Argument": Die Fahrbahnen weisen je Richtung nur eine Breite von 8,25 m auf, so dass bei Einrichtung einer Busspur nur noch ein Fahrstreifen je Richtung für den allgemeinen Kfz-Verkehr übrig bliebe. Tatsache ist aber, dass die Fahrbahnen nur im ca. 1,5 km langen Abschnitt zwischen Proskauer und Möllendorffstraße diesen schmalen Querschnitt aufweisen und auf dem restlichen Abschnitt die Einrichtung von Busspuren problemlos möglich gewesen wäre. Und selbst in dem schmaleren Profil wäre mit etwas gutem Willen die Einrichtung einer Busspur möglich gewesen, schließlich wird bei Baumaßnahmen selbst auf Autobahnen häufig der linke Fahrstreifen so verengt, dass er nur noch für Pkws benutzbar ist.

Aber dieser gute Wille, etwas für die Berliner Fahrgäste zu tun, war bei den Verantwortlichen (wie so oft) nicht vorhanden. Somit werden die Busse in den Hauptverkehrszeiten im Stau stecken bleiben, an dem auch das absolute Halteverbot, das in den Hauptverkehrszeiten schon immer bestand, nichts ändern wird. Statt 10 Minuten Fahrzeit mit der U-Bahn werden die Fahrgäste mit den Bussen mindestens eine halbe Stunde für den gesperrten Streckenabschnitt benötigen. Und die BVG wird dutzendweise zusätzliche Busse benötigen, was entsprechende zusätzliche Kosten verursachen wird.

Der Berliner Fahrgastverband IGEB sieht in der Entscheidung gegen Busspuren eine nahtlose Fortsetzung der Politik von Verkehrssenator Peter Strieder, sich gegen die Interessen von Fahrgästen und Verkehrsunternehmen zu entscheiden, auch dann, wenn den Verkehrsunternehmen dadurch erhebliche Mehrkosten entstehen. Weitere schmerzliche Beispiele aus jüngster Zeit sind die Einstellung der Bauarbeiten an der Straßenbahn zum Alexanderplatz und die Verzögerungen beim Umbau des S-Bfs Charlottenburg. Einerseits übt der Berliner Senat Druck auf BVG und S-Bahn aus, Kosten einzusparen, andererseits schikaniert er die U5-Fahrgäste und belastet er die BVG mit vermeidbaren Kosten, indem eine provisorische Busspur verweigert wird. Am Ende werden diese Mehrkosten dann wieder zu Fahrpreiserhöhungen und Fahrplanausdünnungen führen. Herr Strieder, wann durchbrechen Sie endlich diese Abwärtsspirale?

Matthias Horth
Stellvertretender Vorsitzender
Artur Frenzel
Abt. Stadtverkehr

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