Pressemitteilung vom 13. April 2023
Vergessen oder ignoriert – Keine Berücksichtigung der Straßenbahn auf der Prenzlauer Promenade
Der Berliner Fahrgastverband IGEB fordert eine Korrektur der Straßenraum-Umgestaltung zugunsten einer eigenen Trasse für die Tram
Die Prenzlauer Promenade, aus Autofahrersicht der wichtigste Zubringer aus der City Ost zur Autobahn A 114 hinter dem Bahnhof Pankow-Heinersdorf, soll im Rahmen des bis 2026 laufenden Investitionsprogramms auf 1,7 km Länge zwischen Am Steinberg und Rothenbachstraße generalsaniert und dabei komplett umgestaltet werden.
Die in der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz (SenUMVK) zuständige Staatssekretärin Dr. Meike Niedbal rückt hierbei vor allem die Belange des Radverkehrs in den Fokus: „In der Prenzlauer Promenade besteht ein klar erkennbares Nutzungsdefizit für Radfahrende und zu Fuß gehende Verkehrsteilnehmende. Stadtauswärts von Am Steinberg bis Rothenbachstraße ist kein Angebot für die Radfahrenden vorhanden“, schreibt sie am 7. März 2023 dem Abgeordneten Johannes Kraft (CDU) auf dessen Schriftliche Anfrage (Drucksache 19/15021).
Radfahrer sollen auf 2,30 m und Fußgänger auf 3,20 m breiten voneinander getrennten Wegen künftig mehr Platz erhalten. Was zunächst einmal erfreulich klingt, hat einen entscheidenden Haken: Die von derselben Senatsverwaltung auf der Prenzlauer Promenade als so genannter „Bypass Pankow“ geplante Straßenbahn wurde vergessen oder ignoriert. Mittlerweile eine Art ritualisierte schlechte Sitte, denkt man an die Tegeler Brücke, die beabsichtigte Eisenbahnüberführung an der Buckower Chaussee oder die für derlei Missgeschicke stellvertretende Marggraffbrücke zwischen Schöneweide und Baumschulenweg.
Bemerkenswert, dass nun ein CDU-Abgeordneter nachfragte, ob SenUMVK auf der Prenzlauer Promenade den perspektivisch angedachten Lückenschluss der Tram zwischen S-Bahnhof Heinersdorf und Am Steinberg berücksichtigt hat.
Die Antwort der Staatssekretärin ist sehr vage: „Die Straßenbahntrasse in der Prenzlauer Promenade ist eine Maßnahme des weiteren Bedarfs gemäß Stadtentwicklungsplan Mobilität und Verkehr, konkrete Planungsabsichten liegen noch nicht vor. Derzeit wird geprüft, wie die perspektivische Straßenbahntrasse in den Querschnitt der Prenzlauer Promenade eingeordnet werden kann und welche Vorsorgemaßnahmen im Straßenraum (Leitungsfreiheit, Haltestellenlagen) dafür erforderlich sind.“
Dabei sollte doch auch der Senatsverkehrsverwaltung klar sein: Wer die Verkehrswende will, kommt am Ausbau des ÖPNV einschließlich Straßenbahn nicht vorbei. Die ist aber nur dann eine attraktive Alternative zum Auto, wenn sie nicht mit ihm zusammen im Stau steht. Und deshalb ist eine eigene Trasse für die Straßenbahn erforderlich, für die der jetzige Mittelstreifen prädestiniert ist! Der aber soll laut Staatssekretärin wegfallen: „Zur Vermeidung von Eingriffen in Grundstücke Dritter (u.a. Kleingartenanlagen), ist davon auszugehen, dass die Straßenachse und somit die Fahrbahn in den Mittelstreifen einrücken muss.“
Der Berliner Fahrgastverband IGEB kritisiert, dass die Straßenbahn wieder einmal bei einer Straßenraumumgestaltung „unter die Räder“ zu kommen scheint. Dabei ist die Trasse in der Prenzlauer Promenade mit dem „Bedarfsplan ÖPNV“ zum Nahverkehrsplan Berlin am 26. Februar 2019 vom Berliner Senat beschlossen worden. Es ist überfällig, dass sich die Senatsverkehrsverwaltung endlich an die eigenen Zielvorgaben hält.
Der Berliner Fahrgastverband IGEB fordert deshalb die Korrektur der Pläne für die Prenzlauer Promenade zugunsten einer eigenen Trasse für die Straßenbahn.
Christfried Tschepe, Vorsitzender
Jens Wieseke, stv. Vorsitzender
Artur Frenzel, Abteilungsleiter Stadtverkehr