Pressedienst vom 23. April 2002
VBB: Parteipolitik vor Sachpolitik
IGEB kritisiert heftig das Festhalten an Verbund-Chef Uwe Stindt
Mit Unverständnis und Empörung reagiert der Berliner Fahrgastverband IGEB auf die Absicht der Berliner und brandenburger Politiker, sich nun doch nicht von Uwe Stindt zu trennen, dem derzeitigen Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB).
1. Es gibt gewichtige Gründe gegen eine Vertragsverlängerung für Uwe Stindt.
- Herr Stindt hat im VBB ein Klima von Misstrauen und Feindseligkeit geschaffen. In den jährlichen Auseinandersetzungen um Tariferhöhungen hat er eher polarisiert als moderiert. Das Vertrauen zu den in Berlin tätigen Verkehrsunternehmen BVG, S-Bahn und DB Regio, die den mit Abstand größten Teil der Verkehrsleistungen im Verbundgebiet erbringen, ist nachhaltig beschädigt.
- Herr Stindt verweigert sich den Kunden. Trotz anfänglicher Versprechen hat er den ehemaligen VBB-Fahrgastbeirat bis heute nicht wieder einberufen. Direkte Gesprächskontakte, die der Berliner Fahrgastverband mit den Verkehrsunternehmen unterhält, gibt es zum VBB nicht mehr.
- Der VBB weist zahlreiche strukturelle Mängel auf. Das haben auch die Berliner Regierungsparteien SPD und PDS erkannt und in ihrer Koalitionsvereinbarung festgehalten. Es ist jedoch nicht vorstellbar, dass diese dringend notwendigen Reformen ausgerechnet mit dem Geschäftsführer durchgeführt werden können, der für etliche der Missstände mitverantwortlich ist.
2. Die Politiker werden in höchstem Maße unglaubwürdig.
- Erst Ende Februar hatte der VBB-Aufsichtsrat beschlossen, sich von Uwe Stindt zu trennen. Nun soll, ohne dass irgendein neues für Herrn Stindt sprechendes Argument vorliegt, diese Entscheidung rückgängig gemacht werden. Akteure für diesen Richtungswechsel sind Landrat Peer Giesecke, Ministerpräsident Manfred Stolpe und der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit. Alle sind SPD-Mitglieder - wie Uwe Stindt. Ganz offensichtlich geht hier Parteipolitik vor Sachpolitik. Dieser Verdacht drängt sich gerade auch vor dem Hintergrund auf, dass der VBB bereits die ehemalige verkehrspolitische Sprecherin der SPD im Berliner Abgeordnetenhaus, Käthe Zillbach, mit einem Arbeitsplatz versorgt hat, ohne dass eine besondere fachliche Qualifikation erkennbar gewesen wäre.
- Wenn die Berliner und brandenburger Politiker von den Fähigkeiten von Uwe Stindt uneingeschränkt überzeugt wären, würden sie sicherlich keine Variante überlegen, dem derzeitigen Verbundchef künftig Dietrich Hinkefuß als zweiten Geschäftsführer und somit gewissermaßen als "Aufpasser" an die Seite zu stellen.
3. Der Berliner Fahrgastverband IGEB fordert erneut einen Neuanfang beim VBB - ohne Uwe Stindt. Und wir würden gern in einer Findungskommission für eine qualifizierte Neubesetzung dieser so wichtigen Stelle mitarbeiten.
gez. Vorsitzender: Gerhard J. Curth
Stellvertreter: Dipl.-Ing. Christfried Tschepe