Pressemitteilung vom 27. Januar 2016
Endlich: Weiterbetrieb der Berliner S-Bahn gesichert
Der heutige Abschluss eines Verkehrsvertrages für das S-Bahn-Teilnetz „Ring“ ist für die Fahrgäste eine gute Nachricht. Damit endet eine mehrjährige Zitterpartie, die eine große Unsicherheit für den Betrieb der Berliner S-Bahn nach 2017 brachte. Ungelöst bleiben aber die Probleme im täglichen Betrieb als Folge von Mängeln insbesondere beim Streckennetz.
Vor 7 Jahren konnte sich kaum jemand vorstellen, dass die S-Bahn Berlin GmbH der Deutschen Bahn auch nach 2017 noch Betreiber der S-Bahn sein wird, denn 2009 war die Berliner S-Bahn weitgehend selbstverschuldet in die größte Krise seit dem Zweiten Weltkrieg gestürzt.
Der Berliner Senat war zum Handeln gezwungen und die damalige Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-Reyer kündigte am 7. Januar 2010 an: „Aus zeitlichen Gründen, aber auch als Ergebnis der Erfahrungen, die mit dem Fahrzeugdesaster der S-Bahn Berlin gesammelt wurden, intensivieren und konkretisieren wir jetzt unsere Planungen für die Zeit nach 2017.“ Und weiter: „Die Vergabe der Leistungen wird etwa 1 ½ Jahre dauern, da den Unternehmen ausreichend Zeit gegeben werden muss, ein Angebot für derartig komplexe Leistungen zu kalkulieren. Zudem rechnen wir damit, dass die Fahrzeugindustrie etwa 5 ½ Jahre benötigt, um 190 Neufahrzeuge für die S-Bahn zu entwickeln, zu erproben und zu bauen. Wir müssen daher bis spätestens Januar 2011 entscheiden, ob und wie wir das mit Neufahrzeugen zu bedienende Teilnetz vergeben wollen.“
Wären den Ankündigungen Taten gefolgt, gäbe es also nach dem Auslaufen des derzeitigen Verkehrsvertrages im Dezember 2017 rechtzeitig und in ausreichender Zahl neue Fahrzeuge. Doch unter dem damaligen Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit wurde der Klärungsprozess massiv verschleppt. Auch der Versuch der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, durch eine getrennte Ausschreibung von Fahrzeugen und Betrieb Zeit zu sparen, wurde von Klaus Wowereit abgelehnt.
Diese getrennte Ausschreibung hätte nicht nur Zeit gespart, sondern auch anderen Bewerbern um den S-Bahn-Betrieb bessere Chancen geboten. Denn schon damals befürchteten viele Fachleute, dass am Ende die Deutsche Bahn der einzige Bewerber um den Weiterbetrieb der S-Bahn sein würde – und so kam es dann ja auch.
Während sich nach dem Desaster von 2009 kaum jemand vorstellen konnte, dass die S-Bahn Berlin GmbH nochmals beauftragt wird, hat S-Bahn-Chef Peter Buchner mit „seinen“ S-Bahnern die Jahre der vom Senat verschleppten Ausschreibung bestmöglich genutzt, um das Vertrauen der Fahrgäste und der Politik zurückzugewinnen.
Natürlich gibt es auch jetzt noch zu viele Störungen im S-Bahn-Betrieb. Nahezu täglich beeinträchtigen Weichen-, Signal- und Fahrzeugstörungen die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit. Hinzu kommen die immer noch zahlreichen eingleisigen Abschnitte als Folge von Kriegszerstörungen und Reparationsleistungen nach dem Krieg. Es ist absolut unverständlich, dass die Bundesregierung und DB Netz nicht in der Lage sind, mehr als 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg und mehr als 25 Jahre nach der Überwindung der deutschen Teilung diese historischen „Altlasten“ zu beseitigen.
Diese gravierenden Defizite bei Ausbau und Unterhaltung des Netzes würden übrigens auch jeden anderen S-Bahn-Betreiber schwer beeinträchtigen – zum Beispiel die von der SPD immer wieder ins Spiel gebrachte BVG.
Christfried Tschepe, Vorsitzender
Jens Wieseke, stv. Vorsitzender