Pressemitteilung vom 04. Januar 2010
Berliner Nahverkehr 2010: Neues Jahr – alte Probleme
Der Winter ist da. Die Fahrgäste auch. Denn die Weihnachtsferien sind seit heute zu Ende. Leider sind auch die Probleme aus 2009 wieder da, bei der S-Bahn, aber auch bei der U-Bahn. Der Berliner Fahrgastverband IGEB fordert fünf Sofortmaßnahmen.
S-Bahn-Ergänzungsverkehr Berlin—Potsdam nachbessern
Weil die S7 nur alle 20 statt alle 10 Minuten Berlin und Potsdam verbindet, werden ab 4. Januar auf der Regionalexpresslinie RE1 wieder zusätzliche Züge zwischen Potsdam Hbf und Berlin Ostbahnhof eingesetzt. Das ist erfreulich. Unsinnig ist aber der Fahrplan. Wie schon 2009 fahren die Entlastungszüge meistens wenige Minuten nach den regulären RE1-Zügen. Damit wird ihre Entlastungswirkung gravierend gemindert. Ärgerlich ist auch die erneut uneinheitliche Information. So finden sich allein in punkt 3 extra vom 30. Dezember vier verschiedene Bezeichnungen: S-Bahn-Ergänzungsverkehr, Zusatzzüge, RB, RE1. Der Fahrgastverband IGEB fordert deshalb eine Nachbesserung beim Fahrplan hin zu einem annähernden 15-Minuten-Takt und einheitliche Informationen.
S-Bahn im 10-Minuten-Takt nach Griebnitzsee/Babelsberg wichtiger als zum Olympiastadion
Die Verstärkerzüge sind kein Ersatz für alle, die mit der S7 nach Babelsberg und Griebnitzsee fahren. Das betrifft u.a. viele in Griebnitzsee Studierende. Der Fahrgastverband IGEB fordert: Statt mit nahezu leeren S5-Zügen zum Olympiastadion zu fahren, sollen die in Wannsee endenden S1-Züge alle 20 Minuten nach Potsdam weiterfahren. Ein solches Angebot hatte sich im Herbst 2009 sehr bewährt.
S-Bahn-Verkehr im Tiergartentunnel der Fernbahn
Der Berliner Fahrgastverband IGEB bekräftigt seine Forderung, das Angebot von stündlich drei Regionalzügen im Tiergartentunnel wieder wie 2009 durch S-Bahn-Züge aus Süddeutschland zu ergänzen (sogenannte S21). Einer der zwischen Südkreuz und Gesundbrunnen pendelnden Züge soll wieder bis Hennigsdorf verkehren.
S-Bahn soll bei der BVG zusätzliche U5-Fahrten bestellen
Mit nur noch drei 6-Wagen-Zügen je Richtung in 20 Minuten hat die S-Bahn GmbH das Platzangebot zwischen Lichtenberg und Alexanderplatz mehr als halbiert. Das ist unattraktiv und vor allem im Berufsverkehr vollkommen unzureichend. Der Fahrgastverband IGEB fordert deshalb, dass die S-Bahn GmbH umgehend bei der BVG zusätzliche U-Bahn-Zugfahrten bestellt, damit die parallel zur S-Bahn verkehrende U5 im Berufsverkehr alle 4 statt alle 5 Minuten und jeden Abend sowie am Sonntag alle 5 statt alle 10 Minuten fährt.
U-Bahn-Linie 1 muss endlich wieder durchfahren
Auch die BVG bereitet derzeit einem Teil ihrer Fahrgäste vermeidbaren Ärger. Die U1 endet weiterhin am Gleisdreieck, anstatt bis zur Uhlandstraße durchzufahren, obwohl die Bauarbeiten am U-Bahnhof Gleisdreieck vor Weihnachten planmäßig abgeschlossen werden konnten. Allerdings scheiterte der Gleisrückbau am Frost. Die U1 ist vom S-Bahnhof Warschauer Straße kommend eine Ausweichstrecke für S-Bahn-Fahrgäste in die City-West und wird jetzt dringend gebraucht. Doch weil die BVG sich offensichtlich unzureichend auf Winterwetter vorbereitet hatte, sollen die BVG-Fahrgäste sich "bis auf Weiteres" gedulden. Der Fahrgastverband IGEB fordert einen umgehenden Abschluss der Gleisarbeiten durch Einhausung und Beheizung der Baustelle. Die Mehrkosten soll der Senat der BVG erstatten, da er durch die zusätzlichen S-Bahn-Ausfälle gerade jetzt wieder viel Geld einbehält. Das wäre hier gut angelegt, auch im Sinne vieler S-Bahn-Fahrgäste.
Christfried Tschepe, Vorsitzender
Jens Wieseke, stv. Vorsitzender
PS
Der Berliner Fahrgastverband IGEB ist entsetzt, dass die Berliner S-Bahn das für den 4.1. zugesagte bereits stark reduzierte Angebot heute nochmals eingeschränkt hat. Eine Wege- und Terminplanung mit der Berliner S-Bahn ist den Fahrgästen praktisch nicht mehr möglich. Deutsche Bahn und S-Bahn GmbH sind dabei, Glaubwürdigkeit und Vertrauen erneut und für lange Zeit zu verspielen. Sie fügen damit dem öffentlichen Verkehr in Berlin insgesamt schweren Schaden zu.
Der Berliner Fahrgastverband IGEB bekräftigt die geforderten Sofortmaßnahmen, um wenigstens einem Teil der Fahrgäste Ausweichmöglichkeiten bieten zu können.