Pressemitteilung liegt auch als PDF vor Pressemitteilung als PDF (Datei: igebpresse_20060830.pdf, Größe: 99769 Byte)

Pressemitteilung vom 30. August 2006

Folgenschwere Fehlentscheidung

Berliner Fahrgastverband IGEB kritisiert Zustimmung des Berliner Senats zu den Verträgen über die Schienenanbindung des künftigen Flughafens BBI.

Mit der heutigen Zustimmung zur vorliegenden Planung der BBI-Schienenanbindung werden vor allem drei gravierende Fehlentscheidungen getroffen:

1. Fernverkehr:
Der Ausbau des unterirdischen Flughafenbahnhofs für den Fernverkehr verursacht wegen der größeren Bahnsteiglänge viele Millionen Mehrkosten bei Bau und Unterhalt des Bahnhofs. Es gibtjedoch überhaupt keine Ansatzpunkte oder Planungen, die es jemals sinnvoll erscheinen lassen, Fernzüge zum Flughafenbahnhof fahren zu lassen. Hier wird auf Kosten der Steuerzahler eine unverantwortlich teure "Vorsorgeplanung" realisiert.

2. Regionalverkehr:
Die eingegangene Verpflichtung zur Organisation des Regionalverkehrs als Shuttle zwischen Berlin attraktiv ist, aber alle anderen Berliner Fahrgäste und vor allem die Brandenburger Fahrgäste Hauptbahnhof und Flughafenbahnhof im 15-Minuten-Takt bindet jährlich viele Millionen Euro für einen Zubringerverkehr, der im Wesentlichen nur für die Berliner City und Teile des Berliner Südens zu großen Umwegfahrten zwingt. Insbesondere Brandenburg, das Land, in dem der Flughafen gebaut wird, ist der große Verlierer dieses Berlin-zentrierten Konzepts und sollte sich für die IGEB-Forderung einsetzen, die Shuttle-Züge in landesweite RegionalExpress-Linien einzubinden.

3. S-Bahn:
Die Weiterführung der S-Bahn vom heutigen Bahnhof am Flughafen Schönefeld über eine riesige fast 8 km lange Schleife zum neuen Tunnelbahnhof ist eine unglaubliche Verschwendung von Bau- und Betriebsgeldern. Züge im 10-Minuten-Takt aus der Berliner Innenstadt mit einer Fahrzeit von 45 bis 60 Minuten zum neuen Flughafen fahren zu lassen, ist unattraktiv und überdimensioniert. Bei allen Neubauprojekten im öffentlichen Nahverkehr sind heute Angebotsprojekte tabu, sondern es muss stets eine entsprechende Verkehrsnachfrage nachgewiesen werden, bevor Steuergelder eingesetzt werden. Ausgerechnet bei einem so teuren Projekt gibt es jedoch nur eine Wünsch-Dir-Was-Planung ohne Nutzen-Kosten-Nachweis. Gerade in einer Zeit, da überall Streichungen von Schienenverkehr wegen gekürzter Regionalisierungsmittel drohen, ist eine solche langfristige Bindung gegenüber späteren Fahrgastgenerationen unverantwortlich.

Christfried Tschepe
Vorsitzender

© Berliner Fahrgastverband IGEB e.V.