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Pressemitteilung vom 28. Februar 2009

Streckensperrung Berlin—Hamburg: Drei Fehler auf einmal

Berliner Fahrgastverband IGEB kritisiert Fehlentscheidungen der DB anlässlich der Streckensperrung Berlin—Hamburg vom 1. März bis 13. Juni

Fehler Nr. 1: Erhalt der alten Schwellen beim Streckenausbau 2004
Nach dem Verzicht auf den Transrapid wurde die Bahnstrecke Berlin—Hamburg im Jahr 2004 für 230 km/h Höchstgeschwindigkeit ausgebaut. Schon damals waren die Probleme mit den Schwellen bekannt. Dennoch verzichtete die Bahn auf einen Austausch. Das sparte damals Zeit und Kosten und verursacht heute viel höhere Folgekosten.

IGEB-Forderung:
Billig ist nicht preiswert. Die Bahn muss bei ihren Baumaßnahmen stets auch die Lebensdauer und die Unterhaltskosten eines Projektes einrechnen. Hohe Qualität ist zunächst meist etwas teurer, spart aber in den Folgejahren in der Regel viel Geld.

Fehler Nr. 2: Vollsperrung der Strecke für Sanierungsarbeiten 2009
Bei einer 2-gleisigen Strecke erfolgt die Sanierung im Normalfall durch Bauen auf dem einen Gleis und Fahren auf dem anderen Gleis. Die Bahn verfügt hierbei über große Erfahrung. Aber durch den ständigen Rückbau des Schienennetzes (Verlust von Aufstellgleisen und Umfahrungsstrecken) wird es immer schwieriger, die Bauzüge (erforderlich z.B. für Baustoffan- und abfuhr) zwischen den Zügen des Personenverkehrs verkehren zu lassen. Und es wird immer schwieriger, Personenzüge um gesperrte Streckenabschnitte herumzuleiten, weil auf den Umfahrungsstrecken häufig keine Kapazität für zusätzliche Züge frei ist.

IGEB-Forderung:
Die Deutsche Bahn muss das Schienennetz so leistungsfähig erhalten, dass es Reserven für Bauzüge und Personenzugumleitungen gibt. Das ist für jede Bautätigkeit, aber auch für die Störfälle (Sturmschäden, Zugentgleisungen usw.) erforderlich. So, wie es bei den Autobahnen zwischen allen Anschlussstellen eine dauerhaft ausgewiesene Umleitungsstrecke gibt, muss es auch bei der Bahn eine dauerhafte Infrastrukturreserve geben.

Fehler Nr. 3: Keine Fahrpreisermäßigung für Kunden
Wird eine Strecke ausgebaut und der Zugverkehr beschleunigt, hat das sofort einen "Attraktivitätszuschlag" auf den Fernverkehrspreis zur Folge. Wenn nun ICE- und IC-Züge durch eine Baustellenumleitung deutlich lang-samer werden, muss es in dieser Zeit konsequenterweise auch Fahrpreisreduzierungen geben.

IGEB-Forderung:
Bei planmäßigen großen Fahrzeitverlängerungen über Wochen oder Monate muss stets auch der Fernverkehrsfahrpreis reduziert werden. Es ist zu wenig, die Reisenden zwischen Berlin und Hamburg bei 35 bis 45 Minuten Fahrzeitverlängerung mit einem Gratisgetränk und ein paar Keksen abzuspeisen.

Christfried Tschepe, Vorsitzender
Jens Wieseke, stv. Vors.
Christian Schultz, Abt. Fernverkehr

© Berliner Fahrgastverband IGEB e.V.