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Pressemitteilung vom 16. März 2009

S 21: Immer später. Immer teurer.

Fahrgastverband IGEB sieht Kritik an Senatsplanung durch aktuelle Ausschreibung der DB bestätigt und fordert nachdrücklich mehr Nord-Süd-Züge zum Hauptbahnhof

Die Deutsche Bahn hat mit Bekanntmachung vom 2. März 2009 die "Erstellung einer belastbaren endgültigen Entwurfsplanung der S 21 im Bereich Humboldthafen/Spreequerung (ca. 300 m)" ausgeschrieben. Die Leistungen sollen im Zeitraum 2. Juni bis 16. November 2009 erbracht werden.
Für ein Schlüsselprojekt der S 21, die Spreeunterquerung, gibt es also noch keine belastbare Planung und kein Planungsrecht. Somit kann es auch keine belastbare Kostenschätzung und damit wiederum keine belastbare Nutzen-Kosten-Rechnung geben.
Deshalb ist es umso verwunderlicher, dass die Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung am 8. August 2008 mitgeteilt hatte: "Der Berliner Hauptbahnhof wird eine neue Nord-Süd-S-Bahnanbindung erhalten. (…) Die Kosten für die S-Bahn-Neubaustrecke betragen ohne den geplanten Halt am Reichstag ca. 317 Mio. Euro netto (…) Mit dem Nachweis eines positiven Nutzen-Kosten-Verhältnisses konnte eine wesentliche Hürde zur Sicherung der Finanzierung der neuen Nord-Süd-S-Bahnstrecke genommen werden."
Der Berliner Fahrgastverband IGEB sieht mit der erneuten Ausschreibung von Planungsleistungen für die S 21 seine wiederholt geäußerte Kritik bestätigt, dass den Fahrgästen durch die Konzentration auf das noch immer unausgereifte und mit Sicherheit sehr teure S21-Tunnelprojekt bis weit nach 2020 eine attraktive Nord-Süd-Schienenanbindung des 2006 (!) eröffneten Berliner Hauptbahnhofs vorenthalten wird.
Das Jahrhundertprojekt eines weiteren Nord-Süd-Tunnels für eine künftige S 21 über Berlin Hauptbahnhof soll nicht aufgegeben werden, aber es darf nicht länger als Rechtfertigung für die Verweigerung schneller Lösungen missbraucht werden, die mit einer Nutzung der nicht annähernd ausgelasteten vier Tunnelröhren des Fern- und Regionalverkehrs möglich sind.
Der Fahrgastverband IGEB bekräftigt deshalb seine Forderung, die Erreichbarkeit des Hauptbahnhofs von Norden und Süden kurzfristig durch ein intelligentes Regionalbahnkonzept zu verbessern – unabhängig davon, ob die S 21 nun in 15 oder doch erst in 20 oder 30 Jahren zur Verfügung steht. Wird das heutige Angebot von stündlich drei Regionalexpress-Zügen und ab 2011 zusätzlich zwei Flughafenexpress-Zügen um die Bestellung einiger Verstärkerzüge zwischen Gesundbrunnen und Südkreuz ergänzt, steht den Fahrgästen mindestens alle 10 Minuten ein Nord-Süd-Zug vom und zum Hauptbahnhof zur Verfügung.

Christfried Tschepe, Vorsitzender
Jens Wieseke, stv. Vorsitzender
Florian Müller,  Abt. S-Bahn und Regionalverkehr

© Berliner Fahrgastverband IGEB e.V.