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Pressemitteilung vom 17. Mai 2009

Halbierte Straßenbahnen

Berliner Fahrgastverband IGEB kritisiert die BVG für den Einsatz verkürzter Züge auf der wichtigen Metrotram M4

Ärger durch überraschend verkürzte Züge hatten in den zurückliegenden Monaten vor allem die S‑Bahn-Fahrgäste. Aber in der vergangenen Woche traf es nun unerwartet die BVG-Fahrgäste der Metrotram M4 (Hackescher Markt—Hohenschönhausen).

Weil die BVG bisher nicht genügend moderne Niederflur-Straßenbahnfahrzeuge hat, sind nur ein Teil der Züge, die sie auf der äußerst gut genutzten Straßenbahnlinie M4 (35.000 Fahrgäste je Tag) einsetzt, Niederflurbahnen. Somit steht den Fahrgästen der M4 lediglich alle 20 Minuten eine solche Niederflur-Tram zur Verfügung. Ausgerechnet diese Züge wurden nun in der vergangenen Woche nicht mehr in Doppeltraktion gefahren, sondern als 27 m lange Einfachtraktion. Dies bedeutete eine Halbierung des Platzangebotes auf nur noch 55 Sitzplätze pro Zug.

Nicht nur in den Hauptverkehrszeiten führte dies zu drangvoller Enge. Besonders betroffen waren Fahrgäste mit Kinderwagen, großem Gepäck, gehbehinderte Fahrgäste und Rollstuhlfahrer, die auf Niederflurfahrzeuge angewiesen sind. Sie kamen in die überfüllten Züge mehrfach nicht mehr hinein und mussten dann 20 Minuten auf die nächste Beförderungsmöglichkeit warten – oder Umwege fahren oder ein Taxi nehmen. Die BVG-Sparmaßnahme (technische Gründe gab es nicht) ging also vor allem zu Lasten aller in ihrer Mobilität eingeschränkten Fahrgäste.

Die für das Fahrgastaufkommen auf den Berliner Innenstadtlinien ohnehin viel zu kleinen GT6N-Nieder­flurzüge sind insbesondere auf den Straßenbahnlinien M2, M6, M8 und 12, wo diese Züge regelmäßig ohne Doppelbehängung eingesetzt werden, häufig überfüllt. Umso unverständlicher ist, dass die BVG nun auch auf der am stärksten genutzten Straßenbahnlinie M4 diese Züge als Kurzzug einsetzt hat. Gerade auf dieser Linie wurden seit ihrer Beschleunigung und Aufwertung als Metrolinie deutliche Fahrgastzuwächse erreicht.

Der Berliner Fahrgastverband IGEB fordert die BVG deshalb auf, bei der Straßenbahnlinie M4 alle Niederflurzüge in Doppeltraktion zu fahren.
Die Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ist aufgerufen, die Einhaltung der im Nahverkehrsplan und im BVG-Verkehrsvertrag festgeschriebenen Qualitätsstandards sicher zu stellen.

Matthias Horth                  Jens Wieseke
stv. Vorsitzender              stv. Vorsitzender

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